Adichie, Chimamanda Ngozi - Dream Count

Adichie, Chimamanda Ngozi - Dream Count

Veröffentlicht am 08.05.2025

Roman um vier Frauen und die Dynamiken und Spannungen ihrer Beziehungen zueinander.

In „Dream Count” treffen wir vier Frauen zwischen Nigeria und den USA, deren Leben auf verschiedene Art und Weise ineinandergreifen, und die von unterschiedlichen Dingen träumen. Da ist Chiamaka, genannt Chia, die sich nach der großen, allumfassenden Liebe sehnt und außerdem versucht, eine Karriere als Reiseschriftstellerin aufzubauen (mit viel Einsatz, jedoch mäßigem Erfolg). Ihre Freundin Zikora hofft auf einen Ehemann und eine eigene kleine Familie, während ihre Cousine Omelogor sich zwar kompetent im Finanzdschungel von Lagos behauptet, sich dabei aber fragt, ob sie andere Dinge aus den Augen verloren hat. Und zuletzt ist da noch Kadiatou, Chias Haushälterin, der vielleicht interessanteste Charakter des Romans – in armen Verhältnissen aufgewachsen, beschäftigen sich ihre Träume mit Dingen, die für die anderen selbstverständlich sind: ein Dach über den Kopf, ein Job, der die Rechnungen bezahlt, Sicherheit.

Adichie lässt durch eine wechselnde Erzählperspektive alle vier Frauen zu Wort kommen, wodurch sich Einblicke in die Dynamiken und Spannungen ihrer Beziehungen zueinander ergeben. Dabei sind ihre Narrative nur lose miteinander verwoben, ohne sich zu sehr zu berühren, und setzen sich zu einem Patchwork aus Eindrücken, Szenen und Erfahrungen zusammen. Der Tendenz des Textes, sich ein wenig zu verlieren und gedankenverloren dahinzuschweben, wird an einem Punkt allerdings ein abruptes Ende gesetzt. Die sehr plötzlichen Parallelen, die sich dann für Leser:innen auftun, schaffen dabei eine durchaus intensive Resonanz.

Ohne zu viel verraten zu wollen, stellen sich dann neue Fragen, auch insbesondere unter Berücksichtigung des Nachworts des Romans. Im Zentrum steht dabei das Potenzial von Geschichten, jene Personen sprechen zu lassen, die normalerweise keine Möglichkeit dazu haben. Adichie scheint dabei wichtig zu sein, wie Ereignisse in den Diskurs eingeschrieben werden, und wer die Macht dazu besitzt, diesen zu festigen. Das Potenzial von „Dream Count” liegt dabei weniger in einer konkreten Antwort, als im eindrücklichen Aufzeigen dieser Frage.
Lisa Edelbacher

Adichie, Chimamanda Ngozi - Dream Count
Roman. Frankfurt: S. Fischer 2025. 528 S. - fest geb. : € 29,95 (DR) ISBN 978-3-10-397662-5 Aus dem Engl. von Asal Dardan und Jan Schönherr

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