Raab, Thomas - Der Metzger gräbt um

Raab, Thomas - Der Metzger gräbt um

Veröffentlicht am 10.12.2024

Kriminalroman.

Was für eine Freude! Thomas Raab hat seiner Leserschaft wieder einen „Metzger“ spendiert, nun mittlerweile schon den zehnten. Und der ist meiner Meinung nach wieder ganz fein geworden!

War ich in einer Rezension von „Peter kommt später“ (3. Band der Raab-Buchreihe mit Hannelore Huber, der eigenwilligen und rüstigen Pensionisten-Ermittlerin) noch für die Zukunft des Metzgers davon überzeugt, dass „… jede noch so erfolgreiche Romanfigur irgendwann ‚auserzählt ist‘. Soll heißen, dass sie für die Leserin und den Leser schon so gut bekannt ist, dass auch der kreativste Plot und die originellste Sprache für ein weiteres Buch mit ihr nicht mehr genügend Neues und Unerwartetes bringen kann, das erneut zu fesseln vermag …“, so straft mich Thomas Raab mit „Der Metzger gräbt um“ nun eindrucksvoll der Fehleinschätzung – und ich leiste hiermit erfreut Abbitte!

Der Metzger, nun – nach Verlust seiner gesamten Existenz mit neuer Identität ausgestattet – gemeinsam mit seiner Danjela in einer Kleingartenanlage am Rande von Wien gelandet, klärt von hier aus diesmal den Todesfall seiner an sich ungeliebten Nachbarin Wilhelmine Wiskozil. Auf der Mördersuche wuselt er dabei durch die Kleingarten- und Stadtwelt von Wien und gräbt dabei so manches Geheimnis der benachbarten Bewohner:innen aus, welches eigentlich unter der von diesen meist liebevoll gepflegten Oberfläche hätte bleiben sollte.

Ich vermeine übrigens, eine interessante Weiterentwicklung des sprachgewaltigen Autors in diesem Buch feststellen zu können: Es reiht sich nicht mehr nur ein humoriges Sprachspiel (fast) lückenlos an das nächste, sondern es gibt vermehrt tiefgründige, sozialkritische, ja schon fast philosophisch anmutende Textstellen – etwa wenn der Autor über den 15. Wiener Gemeindebezirk wie folgt sinniert: „Rudolfsheim-Fünfhaus. Den 15. Hieb. Die in einem einzigen Bezirk geballte Hauptstadt. Wer den Fünfzehnten kennt, weiß, wie das wahre Wien lacht und weint, atmet und pulsiert. Rudolfsheim-Fünfhaus, wo das Deutsche-Sprache-schwere-Sprache auch für jene gilt, die seit Generationen mehr Wiener Blut in sich tragen, als es Johann Strauß Sohn jemals hätte komponieren können. Hier ist der Slang des Hauptstädters noch so wunderbar musikalisch ungermanisch, wie eben das stolze Balkandeutsch der längst zu Österreichern gewordenen Gastarbeiter Operette bleibt auf immer und ewig.”

Warnhinweis: Sollten Ihre Leser:innen des Wiener Dialekts und/oder des Wiener Schmähs nicht mächtig sein beziehungsweise sogar eine gepflegte Allergie dagegen haben, würde ich den Ankauf des Buches ein wenig eingehender prüfen!
Gerald Wödl

Raab, Thomas - Der Metzger gräbt um
Kriminalroman. Innsbruck: Haymon 2024. 280 S. kt. : € 18,50 (DR) ISBN 978-3-7099-8144-3

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