Alpenland

Alpenland

Veröffentlicht am 09.03.2023

Gegensätzliche Lebensperspektiven zwischen Ökonomie und Ökologie

Ein künstlicher Berg, eine künstliche Skipiste in einer Halle auf Stelzen, in der urige Hüttenatmosphäre herrscht. Wie ein Mahnmal stellt Regisseur Robert Schabus diese Sequenz an den Anfang seines Dokumentarfilms „Alpenland“. In ihm erkundet er den schwindenden Lebensraum in den Alpen. Dafür begibt er sich mit großer Empathie und genauem Blick auf eine Reise zu Bergbauernhöfen in Österreich, kleinen Manufakturen im Dorf Premana in Italien, vom Bergbauern in Kärnten oder in bekannte Wintersportzentren wie Zermatt i n der Schweiz, Méribel in Frankreich oder Garmisch-Partenkirchen in Bayern. Die Idylle trägt allerdings den Keim zu ihrer Zerstörung bereits in sich. Der Tourismus schafft Arbeitsplätze und frisst die Natur auf und der Verkehr durchschneidet die Alpentäler. Die tragische Komponente, die alle Regionen verbindet, ist der Klimawandel, der sich in den Alpen besonders bemerkbar macht. Gleichzeitig gibt es Menschen, die von der Tradition geprägt sind, einer rauen Natur seit Jahrhunderten zu trotzen, und die ihren Lebensraum nicht preisgeben wollen. Der Film erzählt von diesen Menschen, deren Lebensperspektiven zwischen Ökonomie und Ökologie gegensätzlicher nicht sein könnten – und die trotz schwieriger Bedingungen eine tiefe Beziehung zu ihrer Heimat haben. Der Film gibt ein warnendes Bild unserer Gesellschaft in einem Raum, der sich über acht Länder Europas erstreckt und durch seine Topologie besonderer Aufmerksamkeit bedarf.

Peter Klein

Alpenland Regie: Robert Schabus. Wien: Falter 2022. 84 min. € 14,99 EAN 9783854397618