Amiredschibi, Tschabua - Data Tutaschchia

Amiredschibi, Tschabua - Data Tutaschchia

Veröffentlicht am 02.05.2023

Der edle Räuber vom Kaukasus

Ende des 19. Jahrhunderts lebte in Tiflis Graf Szegedy, ein höflicher und freundlicher älterer Herr, der früher Chef der Kaukasischen Gendarmerie war. Während seiner beruflichen Tätigkeit hatte er zwei starke Persönlichkeiten kennengelernt: den gebildeten Steuerberater und späteren Mitarbeiter in seinem Amt, Muschni Sarandia, sowie dessen Cousin, den georgischen Freiheitskämpfer Data Tutaschchia. Dieser hatte eine wunderschöne Schwester, die er eines Tages allein mit einem Leutnant antrifft. Zur Rettung der Ehre seiner Familie verletzt der 19-jährige Data ihn tödlich und flüchtet in die Berge. Die ersten vier Jahre bleibt er in Georgien und entschlüpft immer wieder der Polizei. 1889 verschwindet er spurlos.

Durch Berichte verschiedener Personen, die Data begegnet sind oder ihn näher kennenlernen konnten, erfährt der Leser über das weitere Leben des Flüchtigen. Er ist ein Getriebener, immer auf der Flucht, verweilt nur kurz in abgelegenen Bauernhöfen oder Gasthäusern, findet bei Bekannten oder Freunden kurz Unterschlupf, verschwindet aber dann immer ganz plötzlich. Er bleibt unauffällig, ist unerschrocken und hat anfangs oft einen Begleiter. Manche, die mit ihm unterwegs sind, werden von der Polizei gefasst und arbeiten danach mit ihr zusammen. Aber Data ist vorsichtig und kühn. Als er bei einer gut getarnten politischen Terrororganisation eine Aktion nicht erfolgreich abschließen kann, wird er Einzelgänger und kämpft nun ganz allein für die Unabhängigkeit Georgiens, das damals zum russischen Zarenreich gehörte. Zugleich muss er sich gegen Verbrecher wehren und an ihnen Rache üben, weil sie ihre Schandtaten in seinem Namen ausgeführt hatten. Manchmal besucht er heimlich seinen kleinen Sohn und dessen Mutter.

Als sein Cousin Sarandia nach Petersburg in das Amt für auswärtige Angelegenheiten versetzt wird, schlägt dieser ihm vor, sich der Polizei zu stellen. Er werde alles Nötige veranlassen und ihm helfen. Data befolgt den Rat und landet im Gefängnis. Aber auch hier verliert er nicht den Überblick und verhält sich klug und umsichtig, als eine Revolution im Kerker ausbricht. Leider ist der Freiheitskampf der Gefangenen nicht erfolgreich, und Data flieht aus dem Gefängnis. Sein Ende ist tragisch und selbst im Sterben überlegt er noch, wie er seinen Verfolgern entkommen kann, damit niemand das auf ihn gesetzte Kopfgeld erhält.

Eine großangelegte Erzählung über einen tapferen und edlen Nationalhelden und Kämpfer für die Freiheit Georgiens. Der Autor war selbst Opfer des stalinistischen Terrors gewesen und 16 Jahre nach Sibirien verbannt worden. Er unterstützte 1991 die Unabhängigkeit Georgiens.
Traude Banndorff-Tanner

Amiredschibi, Tschabua - Data Tutaschchia
Der edle Räuber vom Kaukasus. Stuttgart: Kröner 2022. 695 S. - fest geb. : € 30,80 (DR) ISBN 978-3-520-61001-0- Aus dem Georg. von Kristiane Lichtenfeld