Andreas Tiefenbacher
Veröffentlicht am 12.05.2023
Drei Doppelfragen an den „Bücherschau“-Rezensenten
1. Wie sind Sie zum Lesen von Büchern gekommen und welche Bedeutung haben Bücher in Ihrem Leben?
Zum Lesen animiert haben mich die Geschichten über den Indianerhäuptling Chingachgook, die uns mein Vater vor dem Einschlafen erzählt hat, die Gemeindebücherei Bad-Goisern und der Österreichische Buchklub der Jugend. Bücher sind nach und nach meine Freunde geworden und in ihrer Wertigkeit für mich vergleichbar mit Goldbarren.
2. Wie sind Sie Rezensentin/Rezensent geworden und wie schätzen Sie diese Tätigkeit ein?
Ich veröffentliche seit 1988 literarische Texte, 2002 bin ich freier Mitarbeiter beim „kulturbericht oberösterreich“ geworden, wo ich vor allem Bücher von Autor/inn/en rezensiert habe, die mit Aufmerksamkeit nicht gerade überschüttet worden sind. Rezensionen sollen aus meiner Sicht den Einstieg in Bücher schmackhaft machen. Vom Heruntermachen eines Buches à la Marcel Reich-Ranicki halte ich wenig. Ich neige eher dazu, Reinhard Lettaus Satz aus „Zerstreutes Hinausschauen“ (München/Wien 1980): „Jedermann weiß, daß es nach Hunderten von Jahren literarischer Kritik zuverlässige Kriterien für das Urteil, warum etwas gut sei, nicht gibt.“ sympathisch zu finden und denke, dass jedes Buch etwas Gutes hat. Man muss es nur finden.
3. Welche Bücher sind für Sie persönlich besonders wichtig und welche Bücher würden Sie Freunden unbedingt zur Lektüre empfehlen und warum?
Besonders nachgewirkt haben in mir die Bücher von Richard Brautigan und Charles Bukowski, Gisela Elsner und Evelyn Grill, Rudolf Habringer und Wilhelm Genazino, Erich Hackl und Franz Kain, Edgar Hilsenrath und Agota Kristof, Franz Innerhofer und Walter Kappacher, Werner Kofler und Kurt Leutgeb, Kurt Lanthaler und Margit Schreiner, Ralf Rothmann, Helmut Rizy und Gernot Wolfgruber. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, so viele empfehlenswerte Autor/inn/en gibt es ...
Das bin ich:
Aufgewachsen bin ich in Bad-Goisern am Hallstättersee, habe nach einem Studium der Deutschen Philologie und Geschichte in Wien an einer Maturaschule unterrichtet, die Hundertwasser-Haus-Galerie betreut, im Buchhandel gearbeitet und bin seit 1992 für den Verein Internat Brigittenau tätig, wo ich seit 2002 auch Betriebsratsvorsitzender bin. Daneben habe ich regelmäßig literarische Texte sowie literaturwissenschaftliche Arbeiten und Rezensionen in Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien und im österreichischen Rundfunk veröffentlicht und dafür auch einige Preise und Stipendien erhalten wie die Talentförderungsprämie für Literatur des Landes OÖ 1988, den Ernst Koref Preis 2005, das Mira Lobe Stipendium 2008 oder das Aufenthaltsstipendium des Landes OÖ im Künstlerhaus in Paliano 2019. Bislang sind von mir vier Romane erschienen: „Der Möchtler“, Graz/Wien/Köln 1995; „Herzkot“, Graz/Wien/Köln 1997; „Christbaumcrash“ Klagenfurt/Wien 2012; „Der Liebesdilettant“, Wien 2017.