Anna Baar - Die Zumutungen der Wahrheit

Anna Baar - Die Zumutungen der Wahrheit

Veröffentlicht am 26.11.2022

Christine Hoffer über die Kärntner Schriftstellerin.

Anna Baar ist für ihre vielstimmigen Textformate bekannt, schreibt Lyrik, Prosa und Essays sowie literarische Stücke zu künstlerischen Produktionen und Ausstellungen. Sie gilt aufgrund ihres unverwechselbaren musikalischen Erzähltons als eine der markantesten und kühnsten Stimmen und führt ihre Art des Umgangs mit Sprachrhythmus und -Melodik in Interviews immer wieder auf die frühe Kompositionsschulung im Musikgymnasium und die Bestimmung ihrer „literarischen Prägephase“ durch „Musikpoeten“ (von Leonard Cohen, Bob Dylan, Neil Young und Patti Smith bis zu Nick Cave, Konstantin Wecker und André Heller) zurück. So hat sie zuletzt zahlreiche literarische Texte zu musikalischen Werken verfasst, etwa zu André Hellers 2019 erschienenem Album „Spätes Leuchten“ oder Texte zu „Der Rosenkavalier“, „Die Frau ohne Schatten“, „Orest“, „Pelléas und Mélisande“ und „Macbeth“. In diesem Jahr erhält die in Kärnten lebende, zweisprachig (kroatisch und deutsch) aufgewachsene Autorin Anna Baar den mit 30.000 Euro dotierten Großen Österreichischen Staatspreis, der jährlich auf Vorschlag des Kunstsenats vergeben wird und als die höchste Kulturauszeichnung der Republik gilt. Ihn bekommen verdiente bildende Künstler, Architekten, Musiker und Komponisten, Schriftsteller, Künstler aller Couleur.

Anna Baar wurde 1973 in Zagreb (damals Jugoslawien) als erstes von zwei Kindern einer aus Dalmatien stammenden Mutter, die in Wien Medizin studiert und als Fachärztin für Radiologie gearbeitet hat, und eines österreichischen Vaters geboren. Sie ist zweisprachig in Wien, Klagenfurt und sommers bei den Großeltern auf der dalmatinischen der Insel Brač aufgewachsen. Nach der Matura am Musikzweig des Stiftsgymnasiums Viktring studierte sie in Wien und Klagenfurt nach einem abgebrochenen Medizinstudium Slawistik, Theaterwissenschaft und Medienarbeit. 2008 wurde sie an der Universität Klagenfurt zum Dr. phil. promoviert.

Die Farbe des Granatapfels

Die breite Öffentlichkeit wurde erstmals 2015 auf sie aufmerksam. Damals las die junge Autorin beim Ingeborg-Bachmann-Preis auf Einladung des Literaturkritikers Stefan Gmünder Auszüge aus dem Manuskript ihres später veröffentlichten Debütromans „Die Farbe des Granatapfels“ über ein Kind zwischen zwei Kulturen. Darin setzt sich die Autorin kroatischer Herkunft mit ihren Befindlichkeiten zwischen zwei Sprachen und Kulturen auseinander. Ihr Roman handelt von der Beziehung einer österreichisch-kroatischen Enkelin zu ihrer kroatischen Großmutter. Jeden Sommer verbringt das Mädchen Ana ohne ihre Eltern bei der eigenwilligen, rechthaberischen, besitzergreifenden, immer qualmenden Oma Nada in Kroatien am Meer. Die Oma, die sich einst vom dünnen Mädchen zur Diva der Flaniermeile ihrer Heimatstadt mauserte, spricht, denkt und handelt kroatisch. Sie sieht es als ihre Pflicht an, Anas „von der anderen Sprache zugerichtete Zunge“ jeden Sommer aufs Neue zu lösen und die Enkelin zu beschützen, zu belehren, zu erziehen und zu bemuttern. Das über die langen Ferien verwilderte Kind ist hin- und hergerissen, schließlich liebt und schätzt es auch das sommerlose Land in dem es lebt, und aus dem der Vater kommt. Aber gegen Omas schreckliche Kriegserinnerungen, ihre Vorurteile und Ressentiments gegenüber dem verhassten Fremdland „Esterraich“ kommt sie nicht an.

Fernab also seiner österreichischen Heimat auf einer dalmatinischen Insel in der Obhut der Großmutter findet sich das in ihrer Identität verunsicherte Mädchen, nur einen Steinwurf vom Meer entfernt unter dem Blätterdach der Mandelbäume im Lärm der Zikaden. Es hat etwas Paradiesisches und ist zugleich doch auch das Andere, Fremde. Hier die archaische Inselwelt eines Fischerdorfs im Mutter- und Großmutterland, wo man Marschall Tito und seinen Partisanen huldigt und den Sieg über die Deutschen feiert, während die abermals über das Land kommen, diesmal willkommen - als zahlende Touristen. Dort das bürgerliche, behütete Leben in einer österreichischen Provinzhauptstadt (Vaterland), in der sich der nationalsozialistische Bodensatz lange hartnäckig hält und Jugoslawen hauptsächlich als Gastarbeiter in Erscheinung treten.

Es geht Anna Baar um Identitätsfindung, Entfremdung, um das Heranwachsen zwischen zwei Kulturen und Kindheitsschauplätzen, nämlich der archaischen Inselwelt in Kroatien und der österreichischen Welt. Es geht auch um die geschlechtliche Identität, um die Widersprüchlichkeit der Erwartungen, Anforderungen und Zumutungen und um die Zugehörigkeit zu Muttersprache und Vatersprache und um die Großmuttersprache – und insbesondere um Sprachermächtigung und Sprachverlust. Einfühlsam beschreibt Baar das Dilemma, zwischen zwei Sprachen und Kulturen aufzuwachsen. Die alleinige Taktgeberin ist dabei Nada, der Vater oder die Mutter werden namentlich nie erwähnt. Die intensiven Gespräche an den langen Ferientagen bei der patriarchalisch geprägten Oma und ihr starker Einfluss durch das Umsorgen verorten die Gedanken, die Entwicklung und das Erwachsenwerden in Kroatien. Dass Ana vieles „Oma zuliebe und Vater zuleide“ tat, daran lässt das erzählende Ich keinen Zweifel. Als sie sprachlich und gesellschaftlich in die Rolle des schwachen Geschlechts gedrängt werden soll, begehrt sie dagegen auf.

Erst mit zunehmendem Alter geht sie bewusster ihren eigenen, wenn auch nach wie vor beschwerlichen Weg, genießt heimlich jedes Wort der Österreichisch sprechenden Touristen und studiert in Wien Slawistik, um endlich auch in Kroatien dazuzugehören. Das Oszillieren zwischen den Sprachen wird von ihr erlebt als „eine rätselhafte Metamorphose, ein neues Lied, das man anstimmte, um den Gesetzen eines anderen Denkens und Fühlens zu folgen“. Als der Krieg in den 1990er-Jahren eine neue Sprache, einen neuen Pass und eine neue Währung bringt und an der Wiener Universität ihr Studienfach in Serbisch und Kroatisch getrennt wird, verweigert Ana sich dieser Entwicklung. Schließlich wurde sie in Jugoslawien und nicht in Kroatien geboren. Durch die Schilderung amüsanter Begebenheiten und die lebendige Konfrontation zweier Generationen macht dieser überaus intelligente Roman die Bedeutung von Fremdheit, Sprache, Heimat(en) und omnipotenten Familienmitgliedern für die Identitätsentwicklung von Kindern in interkulturellen Familien nachvollziehbar.

Als ob sie träumend gingen

Für die Arbeit an ihrem zweiten Buch „Als ob sie träumend gingen“ wurde Anna Baar 2017 mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet. Der Roman erzählt in archaischen Bildern die Lebens- und Liebesgeschichte eines Kriegshelden, assoziativ und zugleich scharf konturiert an der Grenze zwischen Tatsachen und Einbildung. Erzählt wird von einem Mann, dem das Leben und die Zeit das Kämpfen aufgezwungen hat. Dem Ich-Erzähler legt Anna Baar einprägsame Bilder in den Mund. Da liegt einer in einer Nervenheilanstalt und so wie das Flügelrad des Deckenventilators drehen sich seine Erinnerungen im Kopf. Gedanken, Bilder, einzelne Sätze, ein stetiges Schwirren, unterbrochen von Ärzten und Schwestern, die ihn immer wieder ansprechen aus einer Gegenwart, die längst nicht mehr die seine ist.

Der Mann heißt Klee, ist alt, bekommt Morphium und am Ende des Romans stirbt er. Als Leser begleitet man ihn über 200 Seiten lang durch ein Leben voller Brüche, Umwälzungen und Kämpfe. Die Orte der Handlung sind nicht ausdrücklich genannt, „Levante“ oder „Illyricum“ heißt etwa die Gegend, aus der er stammt. Er wächst in einem Dorf auf, das von Armut und Dürre geprägt ist, von strengen Regeln und Aberglauben. Mit Jelka, derHebamme, Hexe und Hure, versteht sich Klee, der schon als Kind ein Außenseiter ist, gut. Und es gibt Lily, die erste Freundin aus Kindertagen und lebenslange Liebe, und Ida, die Lehrerin, die er schließlich heiratet. Doch vorher überfallen Fremde sein Land, er wird zum Militär eingezogen, überlebt die Kämpfe, das Land wird besetzt, er kehrt ins Dorf zurück. Er ist unangepasst, widerständig, geht in den Untergrund, kämpft wieder. Es kommen andere Besatzer, die sind noch grausamer als die vorherigen: „Die neuen Männer trugen Schwarz, ihr Schritt war hart, ihr Atem kalt. Ihr Zeichen war der Totenkopf auf Helm und Mantelkragen.“ Sie ermorden Lily und spätestens da zerbricht etwas in Klee, das nie mehr zu heilen sein wird. All seine Erinnerungen drehen sich um diesen Moment, auch Jahrzehnte später noch. Alles, was danach kam, erscheint ihm bedeutungslos: das Töten, der Sieg über die Besatzer, die Anerkennung. Klee wird schließlich zum Helden, bekommt Orden und sogar ein Denkmal im Dorf. Er wird Vater, fährt zur See, kommt herum in der Welt und landet dann wieder zu Hause. Doch er bleibt abwesend, ganz in sich gekehrt.

Ein Ich-Erzähler, der ebenso wenig identifizierbar ist wie die Topographie des seines Lebens, erzählt Klees Geschichte. Es könnte eine Frau sein, die erzählt, vielleicht Klees Enkelin. Im letzten, „Andante“ überschriebenen Kapitel wird deutlich, dass er selbst den Auftrag gegeben hat, seine Geschichte zu schildern. Schließlich war er selbst es, der dem Erzähler einige besprochene Tonkassetten überreicht hatte. Welche Lebensschilderungen darauf zu hören sind, welche der Erzähler dazu erfunden hat, erfährt der Leser nicht. Anna Baar erzählt dies scharf konturiert an der Grenze zwischen Tatsachen und Einbildungen, innerer und äußerer Wirklichkeit und schafft dabei Bilder, die sich einprägen.

Nil

Der Roman „Nil“ (2021), schildert einen Selbstfindungsprozess voller origineller, grotesker und grausamer Bilder, der mitunter als dämonisches, durchtriebenes Werk gelesen wurde, das nicht nur die Grenzen der Erzählkunst auslotet, sondern sie mühelos immer wieder radikal und rätselhaft durchlöchert. Eine „Geschichtenerfinderin“ wird beauftragt, ihre Fortsetzungsstory für ein Frauenmagazin in der nächsten Ausgabe zu Ende zu bringen. Fieberhaft entwirft sie ein Endszenario, vernichtet aber die Notizen aus Furcht, es bewahrheite sich. Was, wenn sich das Geschriebene als biografisch erwiese, aber nicht rückwärtsgerichtet, nicht memoirenhaft aus dem Leben gegriffen, sondern wahrsagerisch, mitten ins Leben hinein? Existiert die Erzählerin denn nur in ihrer Geschichte, fragt sie sich, und: Gibt es daraus ein Entkommen? „Wir werden unsere Geschichten nicht los, ob wir sie nun erzählen oder nicht, manchmal rutscht etwas davon heraus, mitten ins Schweigen hinein, in die stehengebliebene Zeit, zu einem Schwank gekürzt, einer Kurzfilmsequenz. Kann sein, wir tun was hinzu, oder wie lassen was aus, spielen uns zu Helden auf, spielen die andern herunter. Wir stolpern, fallen uns ins Wort. Am Ende trifft alles zu, gerade das Ausgedachte.“

„Nil“, das erinnert die einen an die schlichte blaue Zigarettenpackung, andere natürlich auch an ferne Welten, Ägypten, Barken und Pyramiden, das tropische Ostafrika, den Victoriasee, wilde Tiere und tapfere Entdecker. Mit all dem hat das Buch vordergründig gar nichts zu tun. Und doch entführt er die Leser in exotisch anmutende Gefilde, wenn man darunter etwas versteht, das fremdartig und zugleich zauberhaft wirkt. Das kann ja auch ein Blick in die eigene Kindheit sein, ein gespiegeltes Ich, ein Selbstentwurf, der sich verzerrt, je nachdem, wie nah man ihm kommt. Neben der Ich-Erzählerin gibt es ein kleines Mädchen, deren Vater Direktor eines Zoos ist, aus dem ein Krokodil verschwindet. Eine Frau, die in einem Lokal einem fremden Mann Kapitel aus ihrem Leben diktiert. Dieser Mann kommt sich vor wie ein Filmstar, doch im falschen Film. Und es gibt den Satz: „Es gibt in dieser Geschichte keine Personenbeschreibung.“ Viel Widersprüchliches kommt da zusammen, das dann aber doch irgendwie zusammenpasst. Denn Fiktion und Realität unterscheiden sich nicht voneinander in „Nil“.

Das Buch ist eine poetische Selbstbefragung. Und eine Poetik selbst – was geschieht der Schreibenden, wenn sie sich dem Schreiben anheimgibt? Wirkt eine Fiktion auf die Wirklichkeit ein? Anna Baars Bilder sind originell, anrührend, grotesk und grausam: Die Mutter, die sich mit einem Küchenmesser auf ein aufblasbares Krokodil stürzt, Liebe am Küchentisch, Geschwister auf dem Küchenregal: „Drei Honiggläser, randvoll mit Formalin, darin die Nasspräparate. Auf jedem ein Klebeschild, Namen in blassblauer Schönschrift – Ilse, Pippa und Klaus.“ „Nil“ ist ein Fortsetzungsroman ohne Ende – immer wieder zu lesen. Und wie in guten Serien erkennt und versteht man dabei immer Neues, ohne dass es je langweilig wird. Ein Roman über das Verhältnis von Realität und Fiktion, Erzählen und Erinnern, mit einem Hang zu exzentrischen Witzen. Denn: „Am Ende trifft alles zu, gerade das Ausgedachte.“

Divân mit Schonbezug

Den zuletzt veröffentlichten Erzählband „Divân mit Schonbezug“ bezeichnete Anna Baar in einem Interview mit Angela Gutzeit im Deutschlandfunk als „eine Art Weltreise innerhalb meines Lebensdreiecks“, aus dem sie weitere Kreise ziehe. Wie in fast allen ihrer Essays und Reden geht es vorwiegend um an Minderheiten, Randgruppen und Schwächeren verübtes Unrecht, das Totschweigen unliebsamer Geschichten. Und um die Auflehnung gegen ein Wir-Bewusstsein, das andere ausschließt, identitäres Denken und provinzielle Engstirnigkeit: Lokalpolitiker aus Kärnten etwa, die sich nicht dazu durchringen, früheren NS-Ärzten gewidmete Straßen umzubenennen, reaktionäre Heimatliebe und Geschichtsverdrehung, aber auch komische Familiensagen, Kindheitserinnerungen und Reiseerlebnisse. Schmerzgrenzen werden überschritten, wo das Verheimlichte in furiosen Wortschwällen hervorbricht, zum Beispiel der von höchster politischer Stelle vertuschte Kinderschänderskandal um den bekannten Kinderpsychiater Franz Wurst.

Es sind 31 Texte auf 150 Seiten, durch die ein roter Faden, der sie zusammenhält, läuft, der sie zu einem Puzzle eines Lebensbilds zusammenfügt. Man erfährt Einiges über eine Frau, die sich Ich nennt und die mehrere Heimaten (Wien, Klagenfurt, Zagreb, die dalmatinische Insel) und zugleich Heimatlosigkeit beschreibt – wie die Autorin. Die biografische Erzählerin der 31 Geschichten wird zudem zu einem Kollektiv und nennt sich in einem Text „die Kinder“ (wie Ingeborg Bachmann in „Jugend in einer österreichischen Stadt“). Die Miniaturen, Stilleben in diesem Buch sind „Fortschreibungen politischer Reden und Essays“ (so der Verlag) und tragen sich überall in der großen weiten Welt zu, sie beginnen und enden in Teheran. Einen roten Faden liefert die Bewegung, die Reise zwischen den Herkunftsorten und entfernten Orten.

Es sind Geschichten über das Fremde und gleichzeitig Schöne, über das Heranwachsen zwischen den Kulturen, Heimat und Sehnsucht. Heimat wird nicht gefunden, aber sie holt einen ein, taucht im Rückspiegel auf, sobald man ausbrechen will. Von Zagreb, Klagenfurt oder Wien nach Teheran ist es solcherart oft nur ein Gedankensprung. Da wie dort interessiert sich Anna Baar weniger für Schauplätze und angebliche Sehenswürdigkeiten als für das Geheime und Verheimlichte. Sie sieht genau hin, geht über Schmerzgrenzen, erzählt von der Großmutter, die im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis kämpfte und im jugoslawischen Bruderkrieg vor den eigenen Leuten in ihren Keller fliehen musste, von der einst schönen, bewunderten Frau, die sich als kranke Greisin nicht zurechtmachen lässt für die Freunde aus Kärnten. Immer geht es um das Anderssein, um den Hass der Deutschkärntner gegen die Kärntner Slowenen und Jugoslawen, den Kindheitsduft von Mandeln und getrockneten Feigen, um Heimatstolz und Heimatscham. Einmal wütend, dann wieder zärtlich und heiter schreibt Anna Baar gegen die eigene Sprachlosigkeit an, ringt um Worte für das Unsägliche und Beschönigte.

Beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2022 hielt Anna Baar die traditionelle „Klagenfurter Rede zur Literatur“. Ihr Titel: „Die Wahrheit ist eine Zumutung“. In der Zuerkennung des Großen Österreichischen Staatspreises 2022 an Anna Baar hieß es: „Ihre wie Musikstücke komponierten Texte, die voll sprachlicher Schönheit sind und sich immer wieder in beklemmende kafkaeske Abgründe des Albtraums begeben, thematisieren auf ungewöhnliche Art und Weise das Verhältnis zwischen Realität und Fiktion“. Man würdigte sie als „unverwechselbare Stimme auf der Bühne der Gegenwartsliteratur. Sie ist Sprachkünstlerin im besten Sinne und zeigt uns, was Literatur im Zeitalter der Digitalisierung und Mediatisierung unserer Gesellschaft leisten kann: nämlich in der Kunst der Erzählung und des Romans, authentische Erfahrungen und Erkenntnisse über unsere Gegenwart vermitteln und unseren Sinn für Unrecht, Irrtümer und Versäumnisse, Risiken und Möglichkeiten schärfen. Anna Baar glaubt an die Kraft der Literatur. Sie ist eine Autorin, die uns mit den Zumutungen der Wahrheit konfrontiert und die es versteht, denen, die nicht gehört werden, eine Stimme zu geben. Sprachkraft, Eigensinn und ein individueller Sound machen aus jedem ihrer Bücher ein Ereignis. Anna Baar ist ein Glücksfall für die Kunst des Erzählens und eine hochverdiente Preisträgerin“.

Foto: Wallstein Verlag