Augstein, Jakob - Die Farbe des Feuers

Augstein, Jakob - Die Farbe des Feuers

Veröffentlicht am 06.06.2024

Aufwändige Vorbereitungen für eine Hochzeitsfeier.

Der mit seiner Familie in Berlin lebende Autor Jakob Augstein wagt nun seinen zweiten Roman. Dieser spielt in La Garrigue, auf dem vornehmen Anwesen eines begüterten deutschen Geschäftsmannes inmitten einer herrlichen Naturkulisse in der Provence. Dortselbst laufen intensive Vorbereitungen für eine Hochzeitsfeier mit ziemlich viel Schnickschnack.

Rebecca, die Tochter des Geschäftsmannes, ist die nicht mehr ganz junge Braut. Es gilt allerdings volle 332 Romanseiten zu bewältigen, bis man unwiderruflich einer tatsächlichen Abhaltung dieser mehr als fragwürdigen Feierlichkeit Glauben schenken kann. Denn man stößt einerseits auf eine breit angelegte Familiengeschichte, gespickt mit unzähligen unterschwellig glimmenden Brennpunkten, und auf eine Unzahl an Figuren voller Widersprüche und Widerstreit, die Skepsis an der Durchführung der Hochzeit aufkommen lassen. Andererseits gibt es auch die offen ausgelebte und bislang nicht erloschene tiefe Liebe zwischen Rebecca und ihrer Freundin Swann.

Der vorgesehene Ehemann Gabriel, der mehr seiner musikalischen Kunst huldigt, als dass er seiner zukünftigen Ehepartnerin Liebe zu schenken scheint, ist allerdings von adeligem Geblüt und spielt notgedrungen die ihm zugeteilte Nebenrolle. Zuversicht auf ein garantiertes Ja-Wort versprüht demnach auch er nicht. Ja, und da wäre noch der Gärtner Sami, ein etwas dämonisch wirkender Muslim, den es nach Paris verschlagen hatte. Auch er ist in Rebecca verliebt und zeigt dies spürbar. Völlig verstört lässt er das Hochzeitstreiben inmitten seines überaus geliebten Orangengartens über sich ergehen.

Hat man das Buch, ob seiner bitter-süßen Fadesse, noch nicht aus der Hand gelegt, so empfehle ich, sich ausgiebig dem Epilog zu widmen. Dort verpackt der Autor nämlich Spannung mittels eines überaus bildhaften Einblickes in den zum Teil skurrilen Verlauf der Trauung und dem damit verbundenen gesellschaftlichen Spektakel! Nicht zuletzt schiebt Jakob Augstein geschickt die Brandkatastrophe von Notre-Dame in den Ausklang des Romanes ein und lässt Sami, den Hausgärtner, in einen furchtbaren Verdacht geraten. Also doch noch aufflackernde Spannung inmitten einer ansonsten überwiegend schwermütig bildhaft ausgerichteten und größtenteils allzu blumigen Sprache.
Adalbert Melichar

Augstein, Jakob - Die Farbe des Feuers
Roman. Berlin: Aufbau 2024. 350 S. - fest geb. : € 25,50 (DR) ISBN 978-3-351-04223-3

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