Baur, Eva Gesine - Maria Callas

Baur, Eva Gesine - Maria Callas

Veröffentlicht am 14.06.2024

Die Stimme der Leidenschaft.

Maria Callas war eine Ausnahmeerscheinung. Sie sang ergreifend, tief fühlend, ausdrucksstark und mitreißend. Eva Gesine Baur führt den Leser:innen detailreich und Schritt für Schritt die grandiose Entwicklung der in den USA geborenen Griechin vor.

Sie berichtet von der äußerlich unauffälligen jungen Sängerin, die in Athen Gesangsunterricht nimmt und sich allmählich in die internationale Opernwelt hineinkämpft. Maria Callas will perfekt sein. Schon während des Zweiten Weltkriegs reißt sie das griechische Publikum durch ihre Ausdrucksstärke mit. 1945 singt sie an der Met in New York vor, wo man „eine außergewöhnliche Stimme“ erkennt. Bald singt sie an der Scala, an der Met, arbeitet unter berühmten Regisseuren, wie Zeffirelli und Pasolini und glänzt vor allem in den tragischen Rollen. Keine Sängerin kann so wie sie voll Hingabe Hass, Eifersucht und Wahnsinn ausdrücken.

Ihre Karriere ist gelungen; sie wird vom Publikum geliebt und verehrt, doch sie will neben ihrer beruflichen Anerkennung auch privat geliebt werden. Als sie Giovanni Battista Meneghini zum Mann nimmt, war das zwar keine Liebesheirat, aber sie hatte durch ihn wegen seines weitverzweigten Netzwerks viele Vorteile. Doch dann begegnet sie mit 35 Jahren dem 59-jährigen reichen Griechen Aristoteles Onassis, der sie auf seine luxuriösen Yachtfahrten einlädt. Sie erwartet von ihm einen Heiratsantrag, ist aber tief getroffen, als er die Witwe Jackie Kennedy zur Frau nimmt.

Stimmlich treten erste Schwierigkeiten auf, manchmal bricht ihre Stimme, manchmal erreicht sie das zweigestrichene E nicht, dennoch ist sie nach wie vor eine großartige Erscheinung mit einer gewaltigen Stimme. Callas überlegt, eine Filmkarriere anzustreben und verkehrt deshalb sogar mit dem damaligen Filmtraumpaar Elizabeth Taylor und Richard Burton. Mit Pasolini dreht sie einen „Medea“-Film, gibt Konzerte mit Di Stefano (beide waren früher das Traumpaar der Oper), aber ihre Stimme ist nicht mehr die alte. Einsam und verlassen stirbt sie 1977 in Paris.

Großartig, wie die Autorin das tragische Schicksal und den mühsamen, mit unbeugsamem Willen geführten Werdegang der Ausnahmekünstlerin beschreibt. Eine lesenswerte Biografie.
Traude Banndorff-Tanner

Baur, Eva Gesine - Maria Callas
Die Stimme der Leidenschaft. München: Beck 2024. 507 S. : zahlr. Ill. - fest geb. : € 31,50 (BI) ISBN 978-3-406-81539-3

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