Berger, Clemens - Haus des flüssigen Goldes

Berger, Clemens - Haus des flüssigen Goldes

Veröffentlicht am 22.07.2025

Eine bitterböse Satire.

Zunächst ist man verblüfft, dass ein Mann über Muttermilch schreibt. Aber schnell wird klar, dass es eine Geschichte über die heutige Zeit mit dem Social-Media-Wahnsinn und dem Business der knallharten Vermarktung ist. Im „Haus des flüssigen Goldes“ setzt eine smarte Frau eine neue Geschäftsidee um. Mütter, die ihre Kinder stillen und dann noch mehr Milch übrig haben, können diese kostbare Muttermilch abpumpen und verkaufen.

Dies kommt der arbeitslosen, alleinerziehenden Maya zugute. Sie hat die „beste“ Milch und kann so plötzlich bequem Geld verdienen. Das geht so lange gut, bis der Hersteller von Milchpulver für Säuglinge Lieferschwierigkeiten hat. Plötzlich ist Muttermilch Mangelware und die Preise dafür explodieren. Wütende Menschen belagern das Haus des flüssigen Goldes und demonstrieren gegen die Inhaberin und die Mütter, die Milch liefern. Maya steht zwischen den Fronten. Ist es richtig, Muttermilch für alle zu fordern oder hat man das Recht, seine überschüssige Milch zu verkaufen?

Die Geschichte entwickelt sich zu einer bitterbösen Satire, die natürlich auch den Social-Media-Wahn aufs Korn nimmt. Die gefeierte Heldin wird ganz schnell zum gehassten Feindbild der Nation. Wie geht Maya mit diesem Wechselbad der Gefühle um, was kann sie alleine dem entgegensetzen? Sind die neuen „Freunde“, die plötzlich auftauchen, wirklich ehrliche Berater? Wie kann es für sie weitergehen, was wird sie tun? Neid und Gier, Moral und Scheinheiligkeit, all das macht das Lesen dieses Romans bis zur letzten Seite spannend und zeigt uns die Tücken unserer neuen, guten Zeit auf.
Renate Schediwy-Oppolzer

Berger, Clemens - Haus des flüssigen Goldes
Roman. Salzburg: Residenz 2024. 216 S. - fest geb. : € 26,95 (DR) ISBN 978-3-7017-1791-0

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