Beyerl, Beppo - Abgründe am Semmering
Veröffentlicht am 16.04.2024
Südbahnkrimi.
Sein zweiter Fall führt den Wiener Oberinspektor Max Mitschek auf den Semmering im Jahre 1929. Auf das mondäne Südbahnhotel ist ein Attentat verübt worden, verletzt wurde niemand, aber Mitschek findet einen Erpresserbrief, in dem ein Sprengstoffanschlag auf die Österreichischen Bundesbahnen respektive auf die Südbahn angekündigt wird. Und zwar auf eines der Viadukte oder Tunnels, die die Südbahn über den Semmering zu einem unverwechselbaren Erlebnis machen.
Mitschek beginnt mit seinen Ermittlungen am Semmering im Südbahnhotel, die ihn aber auch ins Panhans und in die private Villa Adlerhorst führen. Bald hat er zwei Verdächtige im Visier, den Goldfüllfederkönig Winkler und den Erfinder Waxriegel. Seine Ermittlungen finden natürlich auch in Wien statt, wo Max Mitschek im Margaretenhof wohnt und dort auch das Terrassencafé regelmäßig besucht. Im Zuge seiner Ermittlungen kommen nicht nur politische und gesellschaftliche Zustände ans Tageslicht, sondern es ist auch ein Stück Eisenbahngeschichte, die aber ganz nebenbei erzählt wird.
Spannend sind die zeitgenössischen politischen und historischen Ereignisse, die von Beppo Beyerl geschickt in die Handlung eingeflochten werden: vom Polizeipräsidenten Schober bis hin zu Karl Kraus, Adolf Loos, Alma Mahler-Werfel, Franz Werfel und Leo Perutz sowie den Sozis, der Heimwehr und den Kommunisten. Das Thema Zwischenkriegszeit ist hier präsent und dient nicht als Kulisse, sondern Beyerl versteht es perfekt, die Stimmung, die Anspannung und die Zerrissenheit der ersten österreichischen Republik einzufangen, aber dennoch immer die Handlung des Kriminalromans nicht aus dem Auge zu verlieren.
Das spannende Finale des Romans findet standesgemäß am Semmering statt, der vom Autor fabelhaft erschlossen und vorgestellt wird, als wäre es im Jahre 1929. Ein wunderbarer Kriminalroman mit Eisenbahn- und Zwischenkriegszeithistorie. Chapeau!
Rudolf Kraus
Beyerl, Beppo - Abgründe am Semmering
Südbahnkrimi. Meßkirch: Gmeiner 2024. 251 S. br. : € 15,50 (DR) ISBN 978-3-8392-0554-9
