Breitenfellner, Kirstin - Gedichte ohne ich

Breitenfellner, Kirstin - Gedichte ohne ich

Veröffentlicht am 17.06.2024

Sonette.

Als Sonett wird eine Gedichtform bezeichnet, die im Barock sehr beliebt war. Das Sonett (lat. sonare = klingen, ital. sonetto) ist eine Gedichtform mit einem strengen Aufbau. Es setzt sich aus zwei Strophen mit je vier Versen (Quartette) und zwei Strophen mit je drei Versen (Terzette) zusammen. Im 20. und 21. Jahrhundert sind im deutschsprachigen Raum vor allem Sonette von Georg Trakl, Rainer Maria Rilke, Durs Grünbein, Robert Schindel und Jan Wagner bekannt.

Dass Kirstin Breitenfellner sich mit einem kompletten Gedichtband ausschließlich dem Sonett widmet, ist schon eine außergewöhnliche Geschichte. Hat doch das Sonett eine klare, aber strenge Form mit Metrum, Klang und Reimfolge. Aber gerade das sei der Schlüssel für eine durchgehende Stabilität, wie die Autorin in der Nachbemerkung schreibt. In manchen Sonetten schwingt und klingt mit einer Nuance Verspieltheit eine Melodie mit starkem Inhalt aus dem Sonett:
lebe ich so gut
so wie ich es auch wollte
ein ziel und heiß die glut
und die revolte
(S.20 – „die ewigkeit“). Es bereitet Freude und Nachdenklichkeit in Klang und Rhythmus diese Sonette zu lesen. Sie haben trotz der vorgegebenen strengen Form eine Leichtigkeit, sie klingen unaufdringlich nach. Wie auf Seite 81: „ein streben / borgen / ein gericht / vorauszubangen // dem erleben / am morgen / ein gedicht / abzuverlangen // sich selbst / versuchen / unverstellt // den anderen / verbuchen / meine welt“.

So klingt es, wenn eine alte Gedichtform eine Frischzellenkur bekommt und ohne Einschränkung einfach gelungen ist.
Rudolf Kraus

Breitenfellner, Kirstin - Gedichte ohne ich
Sonette. Innsbruck: Limbus 2024. 85 S. - fest geb. : € 15,50 (DL) ISBN 978-3-99039-249-2

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