Brooks, Patricia - Lunapark. Gedichte

Veröffentlicht am 28.04.2025
Gedichte, die „good vibes“ verbreiten.
Wer „im Herzen der Dunkelheit“ steckt, Schafwolle raucht und „zwischen den Rippen“ lacht, hat wohl auch gegen Überraschungen nichts einzuwenden. Denn so jemand, der (wie die Autorin in der Vorbemerkung erklärt) im „wippenden Zustand zwischen Klarsichtigkeit und Illusion“ in sich selbst auf etwas stoßt, an das sich glauben lässt, weil es einen „verlässlich trägt“, fühlt sich aufgrund „unerschütterliche(r) Freude am Lebendigsein“ (allen Widrigkeiten zum Trotz) nämlich einigermaßen frei.
In diesem Sinn singt das Erzähler:innen-Ich „ein Lied dem Nachmittag/ hinterher“, während ein Du „Wunden mit Worten“ verbindet und „der Koch vom Restaurant gegenüber (...) eine Zigarette im Hinterhof (raucht)/ sein Blick im Handy versunken“. Dieser Vergnügungspark aus Gedichten bietet „rundherum Allerweltsgeschichten“ voller „lovely, lovely words“. Da werden „Novembertage aufgeputzt/ mit Seufzern und Gespenstern/ eine Nebellegende gesponnen/ (...) es flüstert das Moos/ es raunen die Fichten“; und „die Blätter/ der Pappeln flattern furchtlos/ in der Sprache der Poesie“.
Viele Gedichte präsentieren „in völliger Verdichtung (...) diskrete Beobachtungen“. Es spricht die „flammende/Vision einer Verzauberung“ aus ihnen. Dementsprechend ist dieser „Lunapark“ ungeachtet seines Erspürens einer gewissen Bedrohlichkeit (es herrscht ja „der Krieg des Windes/ gegen die Wölfe“ und Menschen tauchen tief „hinunter in (...)/ die düsteren Grotten/ wo gefährliche Kreaturen/ und Ungeheuer lauern“) „einfach Glückssache“, bekommt man darin doch so schön gezeigt, was es heißt, wenn „ein Gedicht/ weich wie das Licht“ ist.
Manche Texte gerieren sich als „Plauderdiebe“, andere kennen „Getöse/ und Gestöber“ oder sind „still und traurig wie eine Birke“. Es ist von Menschen die Rede, die „weiterziehen/ und neue Gesellschaft finden“, die hart arbeiten und sich an „Tellerrandgesängen/ und dem Heulen der Wölfe“ erfreuen. Man ist „glücklich/ wie der dösende Hund“. Denn im Fokus steht: „Einfach gut leben“. Mitunter ist aber nur eine „ausgeronnen(e)/ geisterhaft blass(e)“ Nacht zu bekommen und Berichte davon, wie das „Wasser brennt“ und man „die Schneeflocken jammern hört“. Aber genau so gelingt es der Autorin, „eine Magie der Sprache“ zu entwickeln, wie Birgit Schwaner im Nachwort betont. Die Leser:innen bekommen das Gefühl, „von Schönheit umzingelt zu sein“.
Die Texte geben aber „keine Ratschläge“. In teils ironischer Leichtigkeit verbreiten sie „good vibes“, denn Patricia Brooks schildert ganz auf die Stimmung eines Augenblicks konzentriert und lässt dabei Ausdrücke aus anderen Sprachen mit einfließen. Auf diese Weise werden Worte ein wenig zum „Spielzeug“, das in den mit einer (so Birgit Schwaner) „unbeirrbar klarsichtigen Lässigkeit und Lakonie“ ausgestatteten Texten auch mal einfach „unter das Kissen“ geschoben wird. Was das genau heißt? Nichts anderes als: „Alle Wege führen fort/ es bleibt/ was bleiben will“.Und das ist hier in jedem Fall viel Schönes.
Andreas Tiefenbacher
Brooks, Patricia - Lunapark
Gedichte. Nachw. von Birgit Schwaner. Wien: Edition fabrik.transit 2024. 96 S. - fest geb. : € 20,00 (DL) ISBN 978-3-903267-69-5