Buckard, Christian - Egon Erwin Kisch

Veröffentlicht am 11.05.2023
Die Weltgeschichte des rasenden Reporters. Die Biografie
Die Prager deutsche Literatur um die Jahrhundertwende hat viel Aufmerksamkeit gefunden. Aber da gibt es auch Probleme. Zu ihren Vertretern gehört bekanntlich auch der „rasende Reporter“ Egon Erwin Kisch, dessen Todestag (31. März 1948) sich heuer zum 75. Mal jährt.
Der Lebensweg des später als Pionier der modernen Reportage Geltenden, begann 1885 in Prag als Sohn eines Tuchhändlers als Spross aus gutbürgerlich-jüdischem Haus. Schon in seiner Schulzeit veröffentlichte er Gedichte in einer Prager Zeitung und machte sich als linksorientierter Journalist sich schon früh einen Namen vor allem als Aufdecker: So legte er dar, dass Oberst Alfred Redl, im Generalstab der k.u.k.-Monarchie tätig, für Frankreich, Russland und Italien spionierte. Er wurde als „rasender Reporter“ bekannt. So nannte er auch einen seiner Reportage-Bände aus dem Jahr 1924. Den Lokalreporter aus Prag zog es nämlich in die Welt hinaus. Er besuchte die Sowjetunion, Algerien, Tunesien, die USA und China, berichtete vom Spanischen Bürgerkrieg und floh 1939 vor den Nazis nach Mexiko. 1946 kehrte er nach Prag zurück, wo er zwei Jahre später starb.
Der deutsche Journalist und Buchautor Christian Buckard widmet hier dem „Prager Juden, Kommunisten und Freund Franz Kafkas“ sein neues Buch. Es gelingt ihm nicht nur eine gelungene Schilderung einer Lebensgeschichte, sondern zugleich auch eine Mediengeschichte, eine Darstellung zum Verhältnis zwischen Schreiben, Lügen, Krieg und Gewalt. Dabei macht er in seiner Biografie auch Aspekte des Jüdischen in Kischs Leben und Werk in vielen Facetten sichtbar. Leider ist ein anderer Aspekt, nämlich der Stalinismus, dem Kisch bis an sein Lebensende verhaftet geblieben ist (siehe André Gide und dessen Sicht auf die Sowjetunion) zu kurz gekommen.
Robert Schediwy
Buckard, Christian - Egon Erwin Kisch
Die Weltgeschichte des rasenden Reporters. Die Biografie. München: Berlin 2023. 448 S. : Ill. - fest geb. : € 28,80 (BI) ISBN 978-3-8270-1449-8