Buono, Zora del - Seinetwegen
Veröffentlicht am 04.10.2024
Auf die Suche nach dem Töter des Vaters.
Zora del Buono ist Architektin und Journalistin. Aber auch als Autorin ist die Schweizerin schon länger ein Fixstern am Bücherhimmel. Zuletzt wurde ihr Familienroman „Die Marschallin“ (2020) veröffentlicht. Mit „Seinetwegen“ liegt nun ein autobiografisches Werk vor. Sie begibt sich rund sechs Jahrzehnte nach dem tödlichen Autounfall ihres Vaters auf die Suche nach dem Töter – es wird eine kleinteilige Spurensuche werden.
Sie selbst hat keine Erinnerungen an ihren Vater, da sie zum Zeitpunkt des Unfalls erst acht Monate alt war, der Vater dreiunddreißig. Viele sind nicht mehr übrig, die sie befragen kann – auch die eigene Mutter nicht. Sie lebt mit Demenz im Altersheim. Es gibt also nur die Möglichkeit der Recherche und so versucht Zora del Buono mehr über den Unfall und den Töter ihres Vaters herauszufinden. Ja richtig, den Töter – nicht Täter und nicht Unfallverursacher. Das eine klingt ihr zu schuldig, das andere zu technisch. Von ihm weiß sie nur die Initialen E.T. Es ist daher eine schwierige Spurensuche, nicht nur weil es kaum noch jemand gibt, mit dem sie sprechen kann, auch emotional ist die Suche für sie herausfordernd.
Der Roman folgt jedoch keinem klassischen Erzählstil, viel mehr ist er sehr fragmentiert. Die persönlichen Überlegungen, Erinnerungen oder Rechercheerkenntnisse werden immer wieder „unterbrochen“ durch unpersönliche Statistiken oder Definitionen aus dem Duden. Heraus kommt ein buntes Potpourri an unterschiedlichen Textsorten. Findet sich in dem einen Absatz die Statistik über Verkehrstote oder im Straßenverkehr umgekommene Wildtiere, liest man im nächsten Absatz ein intimes Gespräch mit Freund:innen im Kaffeehaus.
Diese Durchmischung von Persönlichem bis ins Intime reichende, durchbrochen mit Unpersönlichem, wie einer lexikalischen Definition oder einem historischen Fakt, macht es beim Lesen manchmal schwer, in die eigentliche Erzählung einzutauchen. Teilweise sind die Sprünge zwischen den Absätzen so groß, dass es irritiert. Ob diese Irritation gewollt ist oder ob es eher eine Strategie ist, um das Thema nicht zu nah an sich heranzulassen, wird nicht eindeutig. Es ist ein sehr besonderer Zugang, sei es zu Verkehrsunfällen im Allgemeinen oder dem Tod eines Familienmitglieds im Speziellen. All jene, die gerne einen flüssigen Schreibstil oder eine runde Geschichte suchen, werden in diesem Buch jedoch nicht fündig. Das Buch war für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert.
Julia Stroj
Buono, Zora del - Seinetwegen
Roman. München: Beck 2024. 204 S. - fest geb. : € 24,50 (DR) ISBN 978-3-406-82240-7