Darer, Harald - Makula

Darer, Harald - Makula

Veröffentlicht am 05.09.2025

Erzählungen mit Blick auf einzelne Momente, die ein Leben entscheidend prägen können.

Harald Darers Erzählband „Makula“ bezieht sich im Titel auf den Bereich des schärfsten Sehens in der Mitte der Netzhaut. Und darum geht es auch in Darers Erzählungen: um das Hinschauen, das Beobachten und um Empathie, auch wenn so manche Geschichte ausarten kann.

Die Fahrt von Arbeitskollegen und einer Kollegin zu einer Hochzeit nach Serbien artet in der Erzählung „Party in Belgrad“ neben Unmengen von Alkohol und Korruption insofern aus, dass es am Ende ein Mordopfer gibt. Scheinbar unbemerkt und nebenbei lässt Harald Darer die Spannungen und die Zerrissenheit der ehemaligen und aktuellen Bevölkerung nach dem Balkankrieg ins Bewusstsein treten. Spürbar wird dabei, wieviel Wut, Verletzung und Hass in den Menschen hochkommt, nur wenn die andere Person kroatische oder serbische oder was auch immer für Wurzeln hat.

In den anderen Erzählungen sind es Vorfälle oder Prüfungen, die den Menschen zu schaffen machen. Wie die zwei Brüder, die in derselben Nacht einen Autounfall haben, der für den einen harmlos und für den anderen mit drastischen Folgen ausgeht. Nebenbei wird ein Vaterkonflikt thematisiert. Die Sonnenfinsternis des Jahres 1999 wird in einer Firma besonders zelebriert, während ein Mann eine Gehirnblutung überlebt, um kurz danach bei einem Autounfall ums Leben zu kommen. So konstruiert das auf den ersten Blick wirken mag, so intensiv ist aber der Zusammenhang, der sich nicht immer sofort erschließt.

Darers „Makula“ ist ein echter Erzählband, das heißt jeder Text im Buch ist fürwahr durcherzählt, mit einem feinsinnig scharfen Blick auf einzelne Momente, die ein Leben entscheidend prägen können.
Rudolf Kraus

Darer, Harald - Makula
Erzählungen. Wien: Picus 2025. 229 S. - fest geb. : € 24,95 (DR) ISBN 978-3-7117-2164-8

Für meine Bücherei kaufen Als Privatperson kaufen