Der Bauer und der Bobo
Veröffentlicht am 15.06.2023
Gegensatz von Tradition und Fortschritt, anhand eines eigensinnigen Bauers.
Nachdem der "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk ein Gerichtsurteil lobte, in dem ein Bauer für das gefährliche Verhalten seiner Kühe gegenüber Touristen verurteilt wurde, reichte es dem steirischen Bergbauern Christian Bachler. Auf Facebook machte er seinem Ärger gegen den abgehobenen bekannten Journalisten Luft und riet dem „arroganten Oberbobo“, der die Lage der Bauern ignoriere: „Steigen Sie von ihrem Bobo-Ross und kommen sie zu einem Praktikum“. Und Klenk machte sich tat kam auf Bachlers Hof und lernte in den kommenden Tagen dessen Welt kennen.
Bachler lebt dort mit seiner Mutter als Biobauer, eher Außenseiter gegenüber den anderen Bauern der Gegend, Kühen, Alpenschweinen, Yaks, Gänsen und Hühnern und hat mit einer alternativen Landwirtschaft mit Almbetrieb und Selbstvermarktung große finanzielle Schwierigkeiten. Aus dem Streit mit dem Falter-Redakteur wurde durch dessen interessierte Art und mittels gegenseitiger Sympathie und zunehmendem Verstehen eine Freundschaft. Als die Bank den Bauernhof versteigern will, startet der Bobo eine Spendenaktion und 13.000 Menschen folgen dem Aufruf – sie spenden 420.000 Euro, womit der Hof mit einem Mal schuldenfrei ist.
Der Dokumentarfilm stellt die Gegensätze zwischen Stadt und Land, Wirtschaft und Ökologie, Tradition und Fortschritt einfühlsam und manchmal auch sehr witzig dar und hält dem Betrachter vor Augen, dass der nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt täglich bei unseren Einkäufen und Essensgewohnheiten beginnt. Es ist auch ein kleines, modernes Märchen, das letztlich beide Protagonisten verändert: Bobo und Bauer kämpfen schließlich gemeinsam für eine nachhaltige Landwirtschaft.
Georg Pichler
Der Bauer und der Bobo
Regie: Kurt Langbein. Mit Christian Bachler, Florian Klenk. Wien: Falter 2022. 84 min. € 14,99 EAN 9783854397601