Die AK-Bibliotheken Kärnten - Modern und offen

Die AK-Bibliotheken Kärnten - Modern und offen

Veröffentlicht am 09.05.2021

Von Silke Rabus

Die AK-Bibliotheken Kärnten mit ihren Zweigstellen in Klagenfurt und Villach sind klassische Öffentliche Bibliotheken, die ihren Medienschwerpunkt im Kinder- und Jugendbereich sowie im belletristischen Bereich sehen. In den Beständen der beiden Zweigstellen finden sich aber auch populärwissenschaftliche Sachbücher und einführende Fachliteratur.

Die Ursprünge der AK-Bibliotheken in Kärnten liegen, wie bei so vielen Bibliotheken der Arbeiterbewegung, in den Jahren der Ersten Republik. „Wer jetzt aber das Bild einer verstaubten, dunklen und vollgestellten Bibliothek im Kopf hat, kann beruhigt sein“, erklärt Bibliotheksleiter Roman Huditsch. „Unsere Bibliotheken wurden laufend renoviert und mitunter neu gebaut, um mit den Anforderungen an moderne und offene Bildungs- und Informationszentren Schritt zu halten – und vielleicht sogar einen Schritt voraus zu sein.“ Die letzte Umgestaltung fand übrigens 2019 ihren Abschluss, damals wurde der gesamte Medienbestand neu strukturiert. Außerdem entstanden größere Bereiche für Kinder und Jugendliche, in Klagenfurt wurden zudem Maker Spaces sowie eine Gaming Zone eingerichtet.

Lebenslanges Lesen und Lernen

Seit dem Neubau der Alpen-Adria-Mediathek in Villach im Jahr 2007 stehen dort 1.110 m² auf zwei Etagen zur Verfügung, die großteils flexibel genutzt werden können. Die AK-Bibliothek Klagenfurt wiederum verfügt über rund 600 m², wobei zusätzlich ein riesiger Konferenzraum sowie mehrere Seminarräume für Veranstaltungen mitverwendet werden können. Beide Bibliotheken liegen sehr zentral in den Stadtzentren und sind öffentlich gut zu erreichen. Im Jahr 2020 wurden die AK-Bibliotheken Kärnten von 108.000 LeserInnen besucht, allein in diesem Jahr ließen sich 2.300 LeserInnen neu einschreiben.

Derzeit sind in den AK-Bibliotheken Kärnten insgesamt zehn MitarbeiterInnen beschäftigt, drei davon in Teilzeit. Alle MitarbeiterInnen haben die Bibliothekarsausbildung am BIfeb in Strobl bereits absolviert oder werden dies in Bälde tun. Dass sich sein Team aus- und weiterbildet, ist Roman Huditsch wichtig: „Denn auch das Bibliothekswesen entwickelt sich ständig weiter und fordert ein klares Bekenntnis zum lebenslangen Lernen.“

Insgesamt stellt die Arbeiterkammer Kärnten jährlich über eine Million Euro an Budgetmitteln für ihre Bibliotheken zur Verfügung. „Diese Aufwendungen sind auch nötig, um einen aktuellen Medienbestand in einer einladenden Bibliothek bereitstellen zu können“, betont Roman Huditsch, der den LeserInnen einen möglichst einfachen und günstigen Zugang zu den Bibliotheksangeboten bieten möchte. „Daher ist es für uns selbstverständlich, dass Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre – beziehungsweise solange sie einen Schülerausweis haben – kostenlos lesen.“ Aber auch Erwachsene zahlen nur einen einmaligen Betrag von zehn Euro für lebenslanges Lesen.

Bestsellerlisten und bibliothekarisches Bauchgefühl

„Nachdem wir unseren Medienbestand 2019 komplett neu aufgestellt und restrukturiert haben, stehen unseren LeserInnen in der Zweigstelle Villach etwa 32.000 und in Klagenfurt rund 35.000 Medien zur Verfügung“, ergänzt Huditsch. „Dazu kommen noch etwa 35.000 E-Books, Audiobooks und Sprachkurse, die wir digital rund um die Uhr anbieten.“ Jeden Monat werden außerdem zwischen 700 und 900 neuen Medien angekauft.

Bei der Auswahl orientiert man sich an Bestsellerlisten, Rezensionszeitschriften und Kundenwünschen – oder verlässt sich auf das bibliothekarische Bauchgefühl. „Auch das Büchereiservice des ÖGB ist für uns ein absolut unverzichtbarer Partner!“, erklärt der Bibliotheksleiter. „Mehr als 80 Prozent unserer Medienbeschaffung wickelt das engagierte Team des Büchereiservice für uns ab. Und das nicht nur rundum kompetent, zuverlässig und schnell, sondern auch mit hervorragenden Konditionen.“ Die „Bücherschau“ und die neu gestaltete Website www.buechereiservice.at sind ebenfalls essenzielle Werkzeuge für die Medienrecherche. „Ganz besonders schätzen wir das Service, aktuelle Empfehlungslisten zu Themen zu erstellen, in denen wir (noch) nicht allzu bewandert sind. Das war beispielsweise eine enorme Erleichterung beim Aufbau unseres Comic- und Mangabestandes.“

Bücher, E-Books und Tonies

Beide Zweistellen verfügen über einen hervorragend ausgebauten Bestand an Kinder- und Jugendliteratur sowie über Krimis, Thriller, historische Romane und Liebesromane. „Tonies, Tiptoi-Medien, Mangas und Comics sind ebenfalls ein fixer Bestandteil unseres Angebots“, freut sich Roman Huditsch über den ausgezeichneten Umsatz vor allem bei den Tonies. Der Sachbuchbereich wiederum zeichnet sich durch unterschiedliche Schwerpunkte aus, wobei zwischen den beiden Zweigstellen ein reger Medienaustausch gepflegt wird. So findet sich beispielsweise in Villach eine große Auswahl an Reiseliteratur sowie Kunst- und Musikbänden, während in Klagenfurt der Fokus auf Geschichte und Geisteswissenschaften liegt.

E-Medien werden über die „AK-Bibliothek digital“, eine österreichweite Plattform der Arbeiterkammern, zur Verfügung gestellt. Seit Herbst 2019 setzt man hier auf den Partner OverDrive, der ein breites Spektrum an digitalen Medien bietet. „Über die intuitive App Libby können E-Medien im Nu auf sämtliche mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets geladen werden“, erklärt Huditsch. Mit den digitalen Spezialsammlungen zum vorwissenschaftlichen Arbeiten und zu Gesundheitsberufen bietet die AK-Bibliothek außerdem besondere „Leckerbissen“ für spezielle Zielgruppen an.

Das Angebot der AK-Bibliotheken Kärnten können übrigens nicht nur ArbeitnehmerInnen nutzen. „Auch viele Selbstständige, Pensionisten, Kinder und Jugendliche zählen zu unseren KundInnen“, ergänzt der Bibliotheksleiter. „Egal ob alt oder jung, groß oder klein – bei uns ist jede und jeder willkommen!“

Bücherboot und Bücherinsel

„Unsere KollegInnen haben immer ein offenes Ohr für die Anliegen und Wünsche unserer LeserInnen“, weiß Roman Huditsch. Das spiegelt sich auch in einer Reihe weiterer Serviceleistungen wider, etwa dem neuen Veranstaltungsprogramm „Lesen öffnet Welten“. Hierfür wurden nach Vorgabe eines Spiralcurriculums spielerische und altersgerechte Module entwickelt, die von Kindergärten, Volksschulen sowie Mittleren und Höheren Schulen kostenlos gebucht werden können. „Zur Auswahl stehen Bilderbuchkinos, „Harry Potter“- und Piratenführungen, „Star Wars“- und Superhelden-Chaosspiele, eine Schatzsuche, Bookcastings oder ein „Exit the Library“-Game“, zählt Huditsch auf. „Außerdem kann man an Workshops teilnehmen, etwa zum Thema Robotik.“

Natürlich finden in den AK-Bibliotheken Kärnten auch Autorenlesungen und Buchpräsentationen statt. Zu den besonderen Highlights aber zählen die Sommeraktionen. So sticht seit dem Jahr 2014 pünktlich zum Ferienbeginn das Bücherboot mit rund 800 Titeln in See und versorgt SonnenanbeterInnen in den Strandbädern am Wörthersee mit unterhaltender Lektüre. Im Strandbad Klagenfurt gibt es zusätzlich eine Bücherinsel, die mit Bücherregalen und rund 1.000 Titeln als mobile Zweigstelle in der Nähe des Eingangsbereichs BesucherInnen zum Lesen animiert.

Herausforderungen während der Pandemie

Die Corona-Pandemie stellte die AK-Bibliotheken Kärnten nicht nur vor große Herausforderungen, sondern gab auch den Anstoß für Pilotprojekte. In Villach konnten beispielsweise – in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und dem dort angesiedelten Einkaufsservice – Angehörige der Risikogruppen Medienbestellungen online durchführen und bekamen dann die Medien bequem und kontaktlos vor die Haustür geliefert. Und gleich nachdem die Bundesregierung „Click & Collect“ für Bibliotheken ermöglicht hatte, wurde diese Maßnahme auch in Villach und Klagenfurt umgesetzt und „seitens der LeserInnen begeistert angenommen“, so Huditsch. Ein „Einbahnsystem“ bei der Abholung der vorbereiteten Mediensackerl sorgte neben den bekannten Hygienemaßnahmen für zusätzliche Sicherheit. „Trotz einer fast dreimonatigen Schließzeit konnten wir 2020 eine Steigerung der Entlehnzahlen von über 50 Prozent erreichen“, freut sich der Bibliotheksleiter. „Die riesigen Schlangen vor den Bibliothekstüren kurz vor und nach den bisherigen Lockdowns haben uns gezeigt, dass das Lesen nach wie vor ein Grundbedürfnis für viele Menschen darstellt.“

Maker Spaces und die Bibliothek der Dinge

Der Blick in die Zukunft ist damit optimistisch. Fest steht außerdem, dass der Fokus weiterhin auf Angeboten für junge Familien, Kinder und Jugendliche liegen soll. „Im Zuge dessen werden wir unsere Vor-Ort-Angebote im Bereich MINT weiter ausbauen und Experimentiertische in den Bibliotheken installieren, an denen man spielerisch erste Schritte in den Bereichen Robotik oder erneuerbare Energie setzen kann“, so der Bibliotheksleiter. Diese kleinen Maker Spaces sollen zu einer fixen und vor allem attraktiven Einrichtung in den Kinder- und Jugendbereichen der beiden Standorte werden.

„Ein großes Anliegen unserer KundInnen betrifft zudem das Thema Öffnungszeiten“, so Huditsch weiter. Gerade in Zeiten, in denen die Arbeitswelt eine immer größere Flexibilität einfordert, ist der freie Zugang zur Bibliothek rund um die Uhr wünschenswert. „Daher arbeiten wir am Konzept einer 24/7-Öffnung, die ähnlich wie in den Bankfoyers funktionieren soll.“ Zwar wird – etwa in der Nacht oder am Sonntag – kein Fachpersonal vor Ort sein. Dank der bereits vorhandenen Rückgabe- und Entlehnstation können sich die LeserInnen aber einfach selbst bedienen. An einem begleitenden Sicherheitskonzept wird selbstverständlich gearbeitet.

Auch eine „Bibliothek der Dinge“ ist in Planung. Diese soll den LeserInnen die Möglichkeit bieten, in der Bibliothek Musikinstrumente, Werkzeuge oder Handarbeitsmaschinen auszuleihen. Angedacht ist auch eine eigene Saatgutbibliothek. „Man merkt schon“, sagt Roman Huditsch: „Nachhaltigkeit ist in Bibliotheken ein ganz großes Thema, das uns sicher noch einige Zeit begleiten wird.“ An spannenden Ideen mangelt es in den Kärntner AK-Bibliotheken ganz offensichtlich nicht.