Diwiak, Irene - Die allerletzte Kaiserin
Veröffentlicht am 01.08.2024
Eine hypothetische Geschichte, die das Leben zweier Frauen erfrischend belebt.
Irene Diwiaks Roman „Die allerletzte Kaiserin“ bietet eine fantasievolle und tiefgründige Erzählung, die historische Fakten mit fiktiven Elementen verwebt. Die Geschichte dreht sich um die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Claudia Hendl und Johanna Fialla, die eine Welt voller unerwarteter Geschichten eröffnet.
Claudia Hendl, eine unauffällige Mittdreißigerin, arbeitet in einem kleinen Gasthaus und führt ein eintöniges Leben. Dies ändert sich, als die exzentrische Johanna Fialla behauptet, die Enkelin von Kronprinz Rudolf zu sein, der nicht gestorben, sondern untergetaucht sei. Claudia, anfangs skeptisch, lässt sich von Johannas faszinierenden Erzählungen mitreißen und beginnt, ihre Geschichte niederzuschreiben. Johanna berichtet ausführlich über das Kennenlernen ihrer Eltern, ihre eigene Geburt und ihre Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs. Claudias Leben wird dadurch belebt, und sie erkennt, wie bereichernd ein wenig Fantasie sein kann.
Der Roman ist in mehrere Teile gegliedert, die abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptfiguren erzählt werden. Die Haupthandlung wird größtenteils aus Johannas Sicht im Präteritum geschildert, unterbrochen von Passagen aus Claudias Perspektive. Die zentrale Frage des Romans ist „Was wäre, wenn Kronprinz Rudolf nur untergetaucht ist?“ Diwiak nutzt diese hypothetische Prämisse, um eine faszinierende alternative Geschichte zu erzählen. Gleichzeitig bietet Diwiak zahlreiche historisch akkurate Details, die die Erzählung glaubwürdig machen.
Ein zentrales Thema des Romans ist die Rolle der Frauen in der Gesellschaft. Johanna Fialla wächst von einem verwöhnten jungen Mädchen zu einer starken, selbstbewussten Frau heran, symbolisiert den Wandel und die Herausforderungen, denen Frauen im 20. Jahrhundert begegneten. Claudia Hendl, auf der anderen Seite, entwickelt sich durch die Inspiration und die Geschichten der älteren Generation weiter. Diese intergenerationelle Beziehung unterstreicht die Bedeutung von Erzählungen für die Selbstfindung und den persönlichen Fortschritt.
„Die allerletzte Kaiserin“ ist ein origineller und berührender Roman, der sowohl historisch Interessierte als auch Liebhaber gut konstruierter Romane anspricht. Irene Diwiak gelingt es, eine erfrischende Perspektive auf die Geschichte der Habsburger zu bieten und regt gleichzeitig zu Reflexionen über die Rolle von Fantasie und Erzählkunst im menschlichen Leben an.
Daniela Grießer
Diwiak, Irene - Die allerletzte Kaiserin
Roman. München: Bertelsmann 2024. 304 S. - fest geb. : € 23,50 (DR) ISBN 978-3-570-10469-9