Douglas, Claire - Girls Night. Nur eine kennt die ganze Wahrheit

Douglas, Claire - Girls Night. Nur eine kennt die ganze Wahrheit

Veröffentlicht am 10.09.2024

Thriller um drei verschwundene Frauen.

„Girls Night“ ist nun schon der siebente Thriller der englischen Autorin Claire Douglas, die es mit „Liebste Tochter“ 2023 sogar an die Spitze der SPIEGEL-Taschenbuchbestsellerliste Belletristik geschafft hat. Beim Lesen des hier zu besprechenden Buches kommt mir das aber nahezu unvorstellbar vor. Schon nach den ersten 50 Seiten von „Girls Night“ hatte ich nämlich den starken Eindruck, mich in einen unendlich langen (über 400 Seiten umfassenden!) Groschenroman verirrt zu haben.

Sie wissen schon: eines dieser schmalen Romanhefte mit kitschigem Cover, die sich durch einfache Sprache, simple Handlungsstrukturen und wiederkehrende Klischees oder Stereotype auszeichnen. Schon im vorigen Jahrhundert konnte man sie wöchentlich in der Trafik seines Vertrauens erstehen und mühelos als Zwischengang beim Mittagessen konsumieren, und auch heute noch erfreuen sie sich – aus meiner Sicht nicht völlig unberechtigt – trotz des eher schlechten Images einer eingefleischten Fangemeinde. Wie aber nun mein persönliches Leseerlebnis von „Girls Night“ zur von der Autorin in der Danksagung beschriebenen Selbsteinschätzung passt, dass das Buch „was das Schreiben betraf, eines meiner komplexeren Bücher war“, lässt mich angesichts meiner Groschenroman-Assoziation in Verwirrung zurück.

Zur Handlung des Thrillers: Vor zwanzig Jahren sind nach einem nächtlichen Verkehrsunfall auf einer einsamen Landstraße drei der vier sich auf der Heimfahrt von einem „Mädelsabend“ befindenden jungen Frauen spurlos verschwunden. Nur die Fahrerin des Autos, Olivia, die an den Unfall selbst nur vage Erinnerungen hat, wird gefunden und überlebt. Die Journalistin Jenna soll nun für einen True-Crime-Podcast herausfinden, was in dieser so lange zurückliegenden Nacht wirklich geschehen ist.

Dazu muss sie zuerst einmal das Vertrauen von Olivia gewinnen. Bei ihren Recherchen und zahlreichen Gesprächen mit aus unterschiedlichen Gründen in die Sache involvierten Personen stößt sie dann auf immer neue Ungereimtheiten und gerät schließlich selbst in die Schusslinie, da es einige Protagonist:innen gibt, die absolut kein Interesse daran haben, dass die Wahrheit nach so vielen Jahren doch noch ans Licht kommt.

Für mich ist das Buch zwar wie ein Gericht, dessen Zutaten meinen Geschmack überhaupt nicht treffen, aber ich kann mir trotzdem vorstellen, dass es auch in Ihrer Bücherei/Bibliothek Leser:innen gibt, die sich für die von Claire Douglas mit diesem Buch zubereitete Speise erwärmen können.
Gerald Wödl

Douglas, Claire - Girls Night. Nur eine kennt die ganze Wahrheit
Thriller. München: Penguin 2024. 416 S. - kt. : € 16,95 (DR) ISBN 978-3-328-11037-8 Aus dem Engl. von Ivana Marinovic

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