Eckhart, Lisa - Omama

Veröffentlicht am 13.10.2020
Ungekürzte Lesung von Lisa Eckhart
Wer nach den Vorwürfen an Lisa Eckhart, mit ihren Auftritten Antisemitismus und Rassismus zu unterstützen, in ihrem ersten Roman nach Indizien sucht, wird enttäuscht werden. Ihre Oma-Geschichte ist gut und klug und äußerst witzig auf drei Zeitebenen erzählt.
Lisa Eckhart, die bürgerlich Lisa Lasselsberger heißt, ist ein paar Jahre lang bei den Großeltern aufgewachsen. Niemand, auch nicht die Omama, wird hier geschont, nicht Frauen, Männer, Kinder, Greise und schon gar nicht die Dorfbevölkerung. Man lernt Oma Helga kennen, in tiefer Provinz, die intelligentere, aber hässlichere von zwei Schwestern. Sie wetteifert um die Gunst der russischen Besatzer, ist bereit zu Neid und Missgunst. Später wird sie bei einer sadistisch veranlagten Wirtin in der Küche arbeiten und von deren Sohn, dem Dorfschönling, schwanger. Sie heiratet ihn, das alles in einem Milieu, das geprägt ist durch die Nachkriegszeit, durch den Willen, Schuld zu verdrängen, ländliche Schlichtheit, Ruppigkeit und Gehässigkeit. Eine Welt, in der groteske und amüsante Dinge geschehen. Mit einer „Omama“, der kein Glorienschein von Kitsch und Verklärung ihr holdes Haupt vergoldet. Ein unterhaltsamer, bissiger, intelligenter Roman, großartig von der Autorin gelesen.
Peter Klein
Eckhart, Lisa - Omama
Ungekürzte Lesung. Köln: Lübbe Audio 2020.
720 min. € 20,60
ISBN 978-3-7857-8248-4