Engelmann, Julia - Himmel ohne Ende
Veröffentlicht am 27.10.2025
Gefühle und Gedanken der sonst eher verschlossenen Generation „Teenage Angst“.
„Meine Tränen waren genauso still wie ich.“ Charlie ist fünfzehn und alles andere als ein selbstbewusster Teenager. Der Vater verlässt die Familie, da ist sie gerade einmal acht Jahr alt. Seither lebt sie bei der Mutter, deren wechselnde Männerbekanntschaften kommen und gehen. Einzig die Großmutter findet einen Zugang zu dem verschlossenen Mädchen.
Julia Engelmann wurde vor Jahren als Psychologie-Studentin durch einen Auftritt bei einem Poetry-Slam-Wettbewerb mit ihrem Gedicht „One day"/„Eines Tages werden wir alt sein!“ zum You-Tube-Star. Sie schreibt seither Lyrik und bezeichnet sich selbst als Dichterin, die heute ihr Publikum und ihre Fans hat und auch mit ihrem Debütroman sicher viele davon erreichen wird. In der Schlusszeile ihres bekannten Textes stellt sie fest: „… denn das Leben, das wir führen wollen, das können wir selber wählen.“
Auch im vorliegenden Roman findet sich dieses Leitmotiv. Charlie wälzt die üblichen Probleme einer Heranwachsenden: die beste Freundin flirtet mit ihrem heimlichen Schwarm, das Gefühl, nicht dazu zu gehören, die liebestolle Mutter, die sich neu verliebt und auch noch einmal schwanger wird, der neue beste Freund „Pommes“, der frisch an die Schule kommt und seine eigenen Geheimnisse hat, ihr neuen Mut gibt, ihr aber auch zeigt, dass sie ihren eigenen Weg gehen muss. In Charlie steckt viel von Julia Engelmann, erklärt die Autorin in einem You-Tube-Video über ihre Schreibmotivation.
Inhaltlich unterscheidet sich der Roman nicht sehr von gängigen Coming of Age-Romanen, aber Engelmann gelingt es, der „Teenage Angst“, den verschlossenen, schweigenden, phlegmatischen Jugendlichen einer Generation, Gefühle und Gedanken zu unterstellen, die einen emotionalen Zugang eröffnen und ihre Ängste und Probleme nachvollziehbarer machen. Über die Filmrechte des Debüts wird sicher schon verhandelt.
Julie August
Engelmann, Julia - Himmel ohne Ende
Roman. Zürich: Diogenes 2025. 329 S. - fest geb. : € 26,95 (DR) ISBN 978-3-257-07323-2

