Ganglbauer, Petra - Lauergrenze, Mensch!
Veröffentlicht am 08.03.2024
Engagierte Gedichte.
Mensch, Tier, Pflanze, eine Art naturwissenschaftliche, säkulare Dreifaltigkeit entwickelt Petra Ganglbauer in ihrem neuen Gedichtband, was als Kapitelüberschrift dann „Lauergrenze, Mensch!“, „Schmerzgrenze, Tier!“ und „Reizgrenze, Pflanze!“ lautet. Sprachlich sind diese Gedichte wie oft in ihrem Werk auf der experimentellen Seite angesiedelt, allerdings mit einer starken gesellschaftspolitischen Botschaft.
Klimawandel, Bodenversiegelung, Umweltverschmutzung, Ressourcenverschwendung, Krieg und vieles mehr bilden sozusagen den Korpus des Buches. Im Detail wird es dann aber poetisch, ohne das Gesellschaftspolitische zu vergessen: „Der Mensch = / Die Ungleichzeitigkeit / Der Arten, die planetarische Uhr / Steht / Unter Befeuerung. / Die tiefen Ursprünge schlagen zurück: / Ein Zeller.“ Interessant ist die Tatsache, dass jeder Vers mit einem Großbuchstaben beginnt, alle Gedichte keinen Titel haben, aber mit einem wechselhaften Rhythmus ausgestattet sind, der im Vortrag Flexibilität und Leichtigkeit vermittelt.
Es bedarf an Ruhe und Zeit, diese Gedichte zu lesen. Sie fordern Konzentration und Nachdenken ein, die Autorin spielt aber auch mit den Worten und den Bedeutungen, um eine besondere Wirkung zu erzeugen. In diesem Sinne sei das letzte Gedicht des Buches zitiert, nicht um Sie in Schlaf zu wiegen, ganz im Gegenteil, lesen Sie mit voller Aufmerksamkeit: „Der Rekord (Blick) ins All / Auf Riesengalaxien und Masse / Reich & auf den Unter Gang aus / Müll und Meilensteinen / Im Schwarzen (Loch). / Das Innerste des Auges verwehrt sich / Der Lichtenergie / (Narkolepsie).“
Das Buch ist in der geschmackvollen Lyrikreihe des Limbus Verlags erschienen, fadengebunden und wie immer bibliophil gestaltet, ein engagiertes Lyrikbuch.
Rudolf Kraus
Ganglbauer, Petra - Lauergrenze, Mensch!
Gedichte. Innsbruck: Limbus 2023. 95 S. - fest geb. : € 15,50 (DL) ISBN 978-3-99039-239-3