Geiger, Ernst - Mordsmann

Geiger, Ernst - Mordsmann

Veröffentlicht am 21.05.2024

Krimi nach wahren Begebenheiten.

Ernst Geiger war bis 2017 Chefermittler in großen Mordsfällen, unter anderem im Fall Jack Unterweger. Und um Jack Unterweger geht es hier. Für alle, die diesen Serienmörder nicht mehr in Erinnerung haben: geboren 1950, gestorben durch Suizid 1994 im Gefängnis. Unterweger wurde 1974 wegen Mordes verurteilt, 1990 vorzeitig entlassen und 1994 wieder vor Gericht gestellt. Während seiner Haftzeit begann er zu schreiben, wobei er auch hier immer wieder betrog und fremde Texte als seine eigenen ausgab und seinen autobiographischen Roman „Fegefeuer” wohl von einer Journalistin schreiben lies. Nach seiner Freilassung wurde er dann in der Literaturszene (Lesereisen) und in der Seitenblickegesellschaft herumgereicht. Während dieser Zeit passierten weitere zehn Frauenmorde in mehreren Ländern - Deutschland, Tschechien, USA und Österreich - just immer dann, wenn Unterweger auch gerade in der betreffenden Stadt war. So weit, so schrecklich. So weit, so beschämend. Beschämend für alle, die der Meinung waren, ein Mann mit dieser Biographie kann sich ändern.

Der „Thriller” reklamiert am Cover, nach wahren Begebenheiten verfasst worden zu sein. Mein Problem damit ist, dass es eigentlich eine Nacherzählung des Lebens von Jack Unterweger ist, wobei die dichterischen Freiheiten nicht zu erkennen sind. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Als Thriller gelesen, ist dieses Buch zu sehr an den Fakten orientiert und als Bericht über Jack Unterweger eigentlich nicht mehr relevant. Von den 90er Jahren bis heute hat sich praktisch alles in der Ermittlungsarbeit geändert: Internet, globale Vernetzung, Forensik, Beweissammlung usw. Man sollte diesen Mörder einfach in seinem Grab lassen.

Mein zweites Problem mit dem Buch bestand darin, dass wieder einmal in Anbiederung an bundesdeutsche Leserschaft Ausdrücke wie Jungs und lecker (1990!!!! Österreich!!!) verwendet wurden, was das Lesen nicht einfacher machte. Ich unterstelle Herrn Geiger nicht, dass er es so geschrieben hat, ich unterstelle aber dem Lektorat eine verfehlte Anbiederungspolitik. Auch bundesdeutsche Leserschaften wissen, was Burschen, Buben, junge Männer sind, sie wissen, was köstlich, gut schmeckend und himmlisch bedeutet!

Somit konnte sich bei mir keinesfalls ein spannendes Lesevergnügen einstellen, im Gegenteil das Buch flog beim dritten „lecker” auf den Boden und basta!
Mario Reinthaler

Geiger, Ernst - Mordsmann
Krimi nach wahren Begebenheiten. Wien: edition a 2024. 464 S. kt. : € 20,95 (DR) ISBN 978-3-99001-718-0

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