Gibson, Marion - Hexen

Gibson, Marion - Hexen

Veröffentlicht am 20.03.2025

Eine Weltgeschichte in 13 Prozessen vom Mittelalter bis heute.

13 Hexenprozesse aus sieben Jahrhunderten geben einen hervorragenden Überblick darüber, was Hexen sind, was sie treiben, was ihnen vorgeworfen wird und wie sie beurteilt und letzten Endes verurteilt werden. Dem Leser wird vorgeführt, wie – oft unschuldige – Menschen durch Vorurteile, Verschwörungstheorien und durch die Suche nach Sündenböcken dämonisiert, angeklagt, gefoltert und oft auch getötet oder verbrannt wurden. Man sah in den Angeklagten Menschen, die sich völlig dem Bösen verschrieben hatten, die mit dem Teufel im Bund waren und dadurch auch zu Feinden der Kirche geworden waren.

Der älteste im vorliegenden Buch beschriebene Fall ereignete sich in Tirol im 15. Jahrhundert: Helena Scheuberin war die erste Frau, die als Hexe in Innsbruck angeklagt wurde, jedoch hatte sie einen hervorragenden Anwalt, der sie vor dem Todesurteil retten konnte. Zumeist hatten die als Hexe bezichtigten Frauen aber keinerlei Hilfe zu erwarten. Die angeführten Beispiele zeigen die tragischen Fälle, wobei die angeklagten Frauen nicht nur auf sich allein gestellt waren, sondern auch ihre ganze Umgebung gegen sich hatten. So wurden im 16. Jahrhundert in Kopenhagen und in Schottland mehrere Frauen beschuldigt, durch Zaubersprüche heftige Stürme heraufbeschworen und dadurch Schiffe zum Kentern gebracht zu haben. Im 17. Jahrhundert war in Nordskandinavien Kari, eine Sami, als Hexe verurteilt und verbrannt worden, weil sie durch magische Kräfte den Tod eines Händlers verursacht hatte. Der erste bekannte Hexenprozess in Amerika fand 1626 statt, als die Hebamme Joan Wright am Tod eines Babys angeklagt wurde. Berühmt wurde der Salemer Hexenprozess, in dem neben der Sklavin Tatabe gleich 200 weitere Menschen befragt und gebrandmarkt wurden. Die folgende Massenjagd auf Verdächtige führte zu einem Umdenken und zu Freisprüchen.

Im frühen 18. Jahrhundert kamen allgemeine Zweifel an den Hexengerichten mit ihren Anschuldigungen und Foltermethoden auf. So wurden zum Beispiel im letzten Hexenprozess in Frankreich der junge Priester Jean-Baptiste und Marie-Catherine, die sich gegenseitig der Hexerei und Verführung beschuldigten, freigesprochen. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war der Glaube an Hexerei und Magie sehr lebendig. Dazu kamen spirituelle Strömungen aus dem Nahen und Fernen Osten sowie aus indigenen Kulturen. Hexen werden heute noch in Filmen, Theaterstücken und Büchern thematisiert, und in sozialen Medien finden sich Hexengemeinschaften in großer Zahl.

Marion Gibson, Professorin für Renaissance und magische Literatur in England, hat mehrere Bücher über Hexen in Geschichte und Literatur verfasst. Das vorliegende Buch zeigt nicht nur die verschiedenen Gründe auf, warum Menschen der Hexerei beschuldigt und verurteilt wurden, sondern berichtet auch ausführlich, wie diese ihr Leben führten, was sie verdächtig machte, wie es zur Anklage kam und wie ihre Hexenprozesse verliefen und ausgingen. Ein spannendes, hochinteressantes Buch.
Traude Banndorff-Tanner

Gibson, Marion - Hexen
Eine Weltgeschichte in 13 Prozessen vom Mittelalter bis heute. Berlin: Aufbau 2024. 465 S. - fest geb. : 29,50 (GE) Aus dem Engl. von Karin Schuler und Thomas Stauder ISBN 978-3-351-04222-6

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