Gipi - Geschichten aus der Provinz

Gipi - Geschichten aus der Provinz

Veröffentlicht am 18.03.2025

Graphic Novel um Gewalt, Schuld und Erinnerung.

Wie umgehen mit einem Leben, das man angeblich hinter sich gelassen hat? Wie weitermachen im Bewusstsein für eine Schuld, die nicht zu tilgen ist? Wie weit ist man bereit zu gehen, um die eigene, fragile Existenz zu bewahren? Es sind Fragen wie diese, die das international bekannte Werk von Gipi (eigentlich Gian Alfonso Pacinotti) bestimmen. Und es sind harte, bedrohliche und doch stets sehnsuchtserfüllte Welten, die er in der Verhandlung seiner Themen im vorliegenden Band entfaltet: In der phänomenalen Novelle „Aufzeichnungen für eine Kriegsgeschichte“ machen drei ungleiche Freunde vor dem Hintergrund eines diffus bleibenden Konflikts erste Schritte in ein Reich der Gewalt. Über kleine Diebstähle geraten sie an Milizionäre und Verbrecherbanden, sind überraschend schnell selbst Teil von Drogenhandel, Erpressung und schließlich gar Mord. Der Pfad ins Erwachsenenleben scheint von Rache, Hunger und Unausweichlichkeit bestimmt.

Auch „Die Unschuldigen“ und „Sie haben das Auto gefunden“ bieten nicht minder gefährliche Einblicke in Vergangenheiten, die von Kriminalität und unausgesprochener Schuld geprägt sind. Ergänzt um die hellsichtige poetologische Miniatur „Die Tote Hand“, die Story „Zwei Pilze“ – hier stehen Verlust und Trauerarbeit thematisch im Zentrum – und eine Auswahl von Skizzen bietet „Geschichten aus der Provinz“ eine Zusammenschau aus Gipis Frühwerk, das seinen Büchern zum Durchbruch verholfen hat, und neueren Arbeiten, die seinen Erzählkosmos stimmig ergänzen. Gipis grandiose Erzählungen kreisen um Gewalt, Schuld und Erinnerung und unterstreichen, wie es im Medium Comic möglich ist, höchst sensible Thematiken reflektiert und anspruchsvoll zu verhandeln.
Thomas Ballhausen

Gipi - Geschichten aus der Provinz
Berlin: avant 2024. 208 S. - fest geb. : € 36,95 ISBN 978-3-96445-124-8

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