Grieser, Dietmar - Es muss was Wunderbares sein …

Grieser, Dietmar - Es muss was Wunderbares sein …

Veröffentlicht am 11.09.2023

Das Salzkammergut und seine Künstler.

Der Altmeister der österreichischen Unterhaltungsliteratur, Dietmar Grieser, hat mit dem Thema seines neuesten Buches wieder ins Schwarze getroffen. Er führt uns zu den Anfängen der „Sommerfrische“ zurück. In die Zeit, wo die Reiselust des begüterten Bürgertums den Aufenthalt „am Land“ zu schätzen begann. Und so strömten die Reichen und Schönen, die Intellektuellen und Künstler in die Berge und an die heimischen Seen. Dadurch entstand im lieblichen Salzkammergut ein besonderes Flair, eine Seelenlandschaft, die in vielen Winkeln noch heute spürbar ist.

Johann Strauß hatte hier in Bad Ischl eine Villa und die berühmte Operette von Ralph Benatzky vom „Weißen Rößl“ (ursprünglich ein Bühnenstück von Oscar Blumenthal) ging von hier rund um die Welt. Gustav Mahler ließ sich sogar ein Komponierhäuschen am Attersee bauen, um ungestört arbeiten zu können. Gustav Klimt genießt mit seiner Muse Emilie Flöge ab 1900 die Sommer am Attersee und wird hier, neben anderen Gemälden, zu seinem Meisterwerk „Der Kuss“ inspiriert (während in Wien eine gewisse Mizzi Zimmermann mit den zwei unehelichen Kindern Klimts auf ihn wartet).

Im Salzkammergut schreibt Strindberg am Attersee, Zuckmayer verfasst den „Hauptmann von Köpenick“ im Flachgauer Henndorf, Adalbert Stifter nimmt die Anregungen einer Begegnung 1845 zum „Bergkristall“ wahr und auch Felix Salten (ein leidenschaftlicher Jäger!) wird in Unterach zu seinem „Bambi“ inspiriert. Die Menschen, die hinter den bekannten Namen versteckt sind, werden durch die launigen, kurzweiligen Schilderungen von Dietmar Grieser lebendig, mit all ihren liebenswerten oder auch verschrobenen Eigenheiten. Neben den akribischen Recherchen ist es die Liebe zum Detail, die die „gute alte Zeit“ in Griesers Geschichten so lebendig werden lässt.

Eine kurze Kostprobe: Dr. Theodor Billroth ist ein bedeutender Arzt. Aber wer weiß schon, dass er auch ein begabter Musiker war? Durch seine Freundschaft zu Johannes Brahms lernt er das Salzkammergut kennen und lieben. Ab 1883 wird er jährlich auf Sommerfrische am Wolfgangsee. sein. Durch seine Briefe erfahren wir viel über die Erbauung seiner Villa, wie Kaiser Franz Josephs 60. Geburtstag gefeiert wurde und wie der berühmte Mann mit den Behörden vergeblich gegen eine Bahnstrecke bei seiner Villa kämpft. Er bleibt bis 1893 dem Wolfgangsee treu und noch heute ist ein Teil der Villa und der Garten erhalten und kann, integriert in einem Hotel, besichtigt werden. Und so schließt sich der Kreis.

Dietmar Grieser breitet nicht nur die Lebenserinnerungen, Geschichten und Histörchen vor uns aus, er schafft auch den Bezug zur Gegenwart und berichtet, was noch von den einstigen Schauplätzen zu sehen ist. Und so ist dieses Buch eine unterhaltsame (Ferien-)Lektüre und macht einem den Besuch des wunderbaren Salzkammerguts schmackhaft.
Renate Oppolzer

Grieser, Dietmar - Es muss was Wunderbares sein …
Das Salzkammergut und seine Künstler. Wien: Amalthea 2023. 240 S. : zahlr. Ill. - fest geb. : € 28,95 (KB) ISBN 978-3-99050-257-0

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