Gruber, Sabine - Die Dauer der Liebe
Veröffentlicht am 10.10.2023
Ein Roman als Trauerbewältigung und voller Lebensmut und Humor.
Sabine Grubers neuer Roman „Die Dauer der Liebe“ erzählt von der trauernden Renata, die nach 25 Jahren Zusammenleben plötzlich ihren Lebensgefährten Konrad verliert. Konrad ist unvermutet an einem Parkplatz zusammengebrochen und verstorben, aus dem Leben gerissen gleichsam.
Die Hauptfigur Renata muss sich unvermittelt mit der Situation abfinden, dass ihr innig geliebter Partner Konrad nicht mehr da ist. Konrads Familie behandelt sie schändlich, sein Testament wird ignoriert und Konrads Bruder Marcel verscherbelt etliche Stücke aus dem Nachlass. Ohne Rücksicht auf Renata zu nehmen nimmt die Familie neben Fotografien, Zeichnungen und Collagen auch Erinnerungsstücke an sich. Ein starkes Thema im Roman sind die Bauten des italienischen Faschismus, mit denen sich Konrad beschäftigt hatte und in dem auch die gebürtige Südtiroler Schriftstellerin Sabine Gruber äußerst kompetent ist.
Renatas Trauerbewältigung und die Verarbeitung des Verlusts lässt sie in Gedanken reisen, um ihr eigenes Bild von Konrad zu zeichnen und zu bewahren. Dieses Bild, vielmehr dieses Gefühl beschreibt sie mit der italienischen Wortschöpfung „estunno“, einer Kombination aus Sommer (estate) und Herbst (autunno). Das ist pure Poesie, ein tief einfühlsames Buch mit vielen Nuancen, Trauerbewältigung auf der einen Seite, Lebensmut und Humor auf der anderen Seite, und mit einer starken gesellschaftspolitischen und ungeschönten Botschaft.
Rudolf Kraus
Gruber, Sabine - Die Dauer der Liebe
Roman. München: Beck 2023. 251 S. fest geb. : € 25,50 (DR)
ISBN 978-3-406-80696-4
