Harding, Paul - Sein Garten Eden

Veröffentlicht am 06.02.2025
Hochaktuelle Probleme in einem vermeintlichen Paradies.
Apple Island, ein winziges Eiland vor der weitläufigen Küste Maines. Man schreibt das Jahr 1793. Der Schwarze Benjamin Honey, ein ehemaliger Sklave, und seine irische Frau Patience lassen sich auf diesem paradiesischen Flecken Erde nieder. Beide sind einhellig der Meinung, das Paradies entdeckt zu haben und gestalten es zu einer wildromantischen Ansiedlung aus.
Es sollte mehr als ein Jahrhundert vergehen und die Nachkommen der Honeys und ihre Nachbarschaft leben zufrieden, friedliebend und vor Anfeindungen aus dem Festland geschützt immer noch dort. Doch im Jahr 1912 taucht Matthew Diamond, ein pensionierter Lehrer, auf. Dieser versucht mit missionarischem Eifer und voll Idealismus, die auf Apple Island lebenden Kinder zu unterrichten und zu unterweisen. Die Anwesenheit Diamonds auf der Insel sollte aber zu einem tragischen Geschehen führen. Er lenkt durch sein Wirken mehr und mehr das kritische Augenmerk der ohnehin misstrauischen staatlichen Behörden auf diese idyllisch lebende Wohngemeinschaft und löst letztlich eine Lawine unheilvoller Ereignisse aus.
Paul Harding legt mit seinem tief beeindruckenden Roman, dank einer feinsinnig gesponnenen und aufhellenden prosaischen Sprache, ein wahres Meisterwerk auf den Tisch. Was mich besonders beeindruckt, ist, dass der Autor ungeachtet der Feinsinnigkeit und beinahe spielerisch anmutenden Schönheit seiner romanhaften Sprache, schnurgerade und gut herauslesbar bisher ungelöste und heutzutage immer noch hochaktuelle Probleme, wie Kolonialismus und Rassismus ungeschminkt und ungeschönt aufzeigt.
Adalbert Melichar
Harding, Paul - Sein Garten Eden
Roman. München: Luchterhand 2024. 314 S. - fest geb. : € 25,50 (DR) ISBN 978-3-630-87378-7 Aus dem Engl. von Silvia Morawetz