Hartlieb, Petra - Freunderlwirtschaft
Veröffentlicht am 28.01.2025
Krimipersiflage auf die zeitgenössische österreichische Politik.
Schon zu Beginn sind in diesem Kriminalroman Ähnlichkeiten mit der jüngsten österreichischen Politik zu erkennen. Petra Hartlieb versichert in der Vorbemerkung, dass die komplette Handlung von ihr ausgedacht wurde und nicht mit der politischen Realität zu tun habe.
Nun bei der Lektüre dieses Kriminalromans, an dessen Beginn ein toter Bundesminister für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus namens Max Langwieser, smarter Jungpolitiker und enger Freund des jungen Kanzlers Stefan Fercher, steht, kommen Geschehnisse und Hintergründe ans Licht, die stark an die österreichische Politik der letzten Jahre erinnern, auch wenn hier ganz andere Themen behandelt werden. Chefinspektorin Alma Oberkofler vom Landeskriminalamt Wien übernimmt die Ermittlungen zu diesem Fall. Bald schon wird klar, dass nicht nur der Verfassungsschutz hinzugezogen wird, sondern höchste Stellen größtes Interesse daran haben, dass der Fall zu den Akten gelegt wird.
Langwiesers Verlobte Jessica Pollauer, die mit dem Minister in einer arrangierten Scheinbeziehung zusammengelebt hat, wird verdächtigt, da sie spurlos verschwunden ist. Ihre Spur führt nach Costa Rica, wohin sie mitsamt dem Laptop von Max geflohen ist. Zeitweise liest sich der Roman wie ein Agententhriller, dann wieder als Spiegel einer korrupten, machtgeilen Politikergeneration. Die Erzählung selbst um die Ermittlerin Alma und ihre Kollegen, ihre Beziehung mit dem finnischen Mathematiker Antti bringen aber auch viel Humor in die Handlung, die zwar eindeutig erfunden ist, aber ein Sittenbild zeigt, das sehr viele Ähnlichkeiten mit der Realität aufweist.
Die Geschichte fesselt von Anfang an und wenn am Ende die Ermittlerin sogar suspendiert wird, weil sie zu neugierig war, wird es mulmig. „Freunderlwirtschaft“ ist eine humorvolle, geistreiche und blendend erzählte Krimipersiflage auf die zeitgenössische österreichische Politik, die – wie sich gerade zeigt – immer für eine Überraschung gut ist, auch wenn diese nicht immer dem Adjektiv gut entspricht.
Rudolf Kraus
Hartlieb, Petra - Freunderlwirtschaft
Kriminalroman. Köln: DuMont, 2024. 414 S. - br. : € 18,95 (DR) ISBN 978-3-8321-8201-4