Huber, Valerie - FOMO Sapiens

Veröffentlicht am 10.02.2025
Verpassen wir die heile Welt? 34 Fragen, die mich nachts wachhalten.
Die Schauspielerin und Musikerin Valerie Huber wünscht sich mehr Aktivismus in Sachen Umverteilung und Klimaschutz und appelliert in ihrem engagierten Buch daran, die Suchtfaktoren von Social Media nicht zu unterschätzen. In 34 Essays schreibt sie zu aktuellen, brennenden Fragen und Themen, die nicht nur die Millennials und die Gen Z beschäftigen.
Der Buchtitel „Fomo Sapiens“ lehnt sich an den Begriff Fomo, ein Akronym von fear of missing out, also der Angst, etwas zu verpassen. Jede Sekunde könnte ja etwas Interessantes passieren, eine bessere Option um die Ecke biegen, was zu einer völligen Entscheidungsunfähigkeit führt: „Das nennt sich dann Fobo, fear of a better option. Menschen und Erfahrungen werden dadurch schnell austauschbar, und wir werden immer mehr zu einer Wegwerfgesellschaft“.
Da die Herausforderungen immer größer werden, ist es verständlich, dass man sich oft überwältigt fühlt: Klimawandel, Kriege, Pandemien, wirtschaftliche Unsicherheiten, Zukunftsangst, Ohnmachtsgefühle und Überforderung prägen unseren Alltag. Trotz des Fortschritts und der Möglichkeiten, die die digitale und wirtschaftliche Entwicklung bietet, erleben vor allem junge Leute eine beispiellose Unzufriedenheit: „Psychische Belastungen und Weltschmerz dominieren unser Leben und werfen die Frage auf: Wie bewahren wir in Zeiten wie diesen unser persönliches Glück?“
Valerie Huber betont die Notwendigkeit, die Verantwortung für den Klimawandel nicht nur auf Einzelpersonen, sondern vor allem auf Großkonzerne und die Politik zu übertragen. Sie erklärt, wie die ständige Angst, etwas zu verpassen, zu einer Entfremdung vom Menschlichen führt und wie das eben mit dem Leben im digitalen Raum zusammenhängt. Außerdem geht es in ihrem anregenden Buch naturgemäß um den Einfluss der Konsumgesellschaft und die Rolle von Frauen. Trotz der eher düsteren Aussichten plädiert sie für Optimismus und die Suche nach persönlicher Zufriedenheit. Auch stellt sie sehr intime Überlegungen an, etwa ob sie es noch vertretbar findet, ein Kind in diese unsichere Welt zu setzen. Jeder Einzelne, betont sie, kann etwas bewegen, etwa wenn sie/er auf ihren/seinen Konsum und Verbrauch achtet.
In kurzen, anregenden Essays beleuchtet Valerie Huber in ihrem schwungvollen Buch in einer Mischung aus ironischem Realismus und vorsichtigem Optimismus unsere gegenwärtigen Gegebenheiten und Befindlichkeiten. Und sie weist darauf hin, dass es sich trotz allem lohnt, hoffnungsvoll zu bleiben und sich zu engagieren.
Brigitte Winter
Huber, Valerie - FOMO Sapiens
Verpassen wir die heile Welt? 34 Fragen, die mich nachts wachhalten. Wien: Goldegg 2025. 301 S. kt. : € 21,95 (GS) ISBN 978-3-99060-473-1