Kawasser, Udo - tarquinia
Veröffentlicht am 14.10.2024
gespräche mit schatten. Poem.
In sechs Canti hat Udo Kawasser sein Poem „tarquinia“ unterteilt, jeweils mit einer farbig-kräftigen Illustration des Autors vorangestellt. Er orientiert sich dabei nach der Philosophie Epikurs über eine Weltsicht ohne Götter.
Zu diesem Zweck besuchte Kawasser die etruskischen Nekropolen Tarquinia und Cerveteri mit den typischen Fresken in den Farben Umbra, Ocker oder Lapislazuli, die er wiederkehrend als Titel in den Canti benutzt.
„kein blau tiefer / in das ich eintauche / mit dem sprung /
vom rand / tickender krater / als wäre azur /
ein öffnen und schließen / des mundes / …“
Udo Kawasser erkundet die Sinne einer etruskischen Aura der Gegenwärtigkeit, wenn das Leben nach dem Tode keine Option ist. So wird das Leben viel intensiver wahrgenommen.
Der Autor wandelt durch die etruskischen Gräber, intensiv wie die Farben der Fresken sind auch seine poetischen Bilder, in die er Zeitgenössisches wie Krieg und Klimawandel einfließen lässt, ohne die Leichtfüßigkeit der Poesie zu verlassen.
„die natur / verstört uns / … / wenn die stille / in mir /
größer wird / als die stille / um mich / … / als die natur /
unter schwerem schnee / frost an sich legte /
die amputierten gliedmaßen / krachend / aufs dach / niedergingen“.
Faszinierend an Kawassers Poesie ist das Tänzelnde, das seiner Poesie innewohnt. Sie öffnet sich manchmal erst beim Contratiempo wie ein kubanischer Salsa.
Rudolf Kraus
Kawasser, Udo - tarquinia
gespräche mit schatten. Poem. Innsbruck: Limbus 2024. 87 S. : Ill. - fest geb. : € 15,00 (DL) ISBN 978-3-99039-255-3