Krüger, Ilse - Faltenkatzen

Krüger, Ilse - Faltenkatzen

Veröffentlicht am 17.03.2025

Geschichten über nicht mehr ganz junge Frauen.

18 Erzählungen über ältere Frauen versammelt dieser Band, der die überarbeitete und erweiterte Ausgabe eines 1995 im Wiener Frauenverlag erschienenen Buchs ist. Der Themenkatalog, den Ilse Krüger darin verhandelt, spannt sich von der Eifersucht der taffen Geschäftsfrau, die ihrem jungen Geliebten Souveränität vorspielt, über die Sehnsucht der sich auf ihr „Gebrauchtwerden“ reduzierenden Ehefrau und Mutter, die sich trotz plumper, abgearbeiteter Hände einen funkelnden Ring als Zeichen der Anerkennung wünscht, bis hin zur übertriebenen Vorsicht der verwitweten Verkäuferin, die sich aus Angst vor Mittellosigkeit zur „Expertin in Geldsachen“ entwickelt, darüber aber vergisst, mehr zu lieben.

Liebe und Einsamkeit bilden wichtige Eckpfeiler in diesen Geschichten, in denen mit dem Alter hadernde Frauen genauso vertreten sind wie solche, denen es schwerfällt, Gefühle zu zeigen, weil sie ein Korsett an Grundsätzen übergestülpt bekommen haben. Der einen fehlt nach dem Tod des Ehemanns „das Berührt-Werden“ und der „erlösende Kick“ beim Geschlechtsverkehr; die andere vermisst einfach nur, dass jemand ihren Namen sagt. Sie, von der sich die Menschen zurückgezogen haben, fühlt sich völlig namenlos, weiß in ihrer Gekränktheit über diese unfreiwillige Isolation aber nichts anderes, als unermüdlich Obst und Gemüse aus ihrem Garten zu verarbeiten, bis das Haus voll mit Einmachgläsern ist; ein Tun, das Erziehungsmethoden freilegt, wo es Frauen nicht erlaubt gewesen ist, „selbstbewusst zu werden und eine Kritik zu äußern“.

Umso mehr Kritik äußert die Autorin. Vor allem an den bestehenden Verhältnissen. Zur Veranschaulichung entwirft sie eine Dystopie, in der die Menschen trotz Rohstoffmangels und eines nicht in den Griff zu bekommenden Bevölkerungswachstums das Ökosystem vor dem Zusammenbruch retten, indem sie ihre Körpergröße auf wenige Zentimeter reduzieren. Dadurch muss niemand mehr verhungern und die Welt gerät nicht mehr an den Rand des Untergangs. Blöd nur, dass sich durch die Verkleinerung die Lebensdauer in absoluter Zeit gemessen „enorm verkürzt“, wodurch die Entwicklung gegenseitiger Liebe unmöglich wird.

Aber Liebe ist wichtig, genauso wie Sexualität. Es ist „wie essen, trinken, sich bewegen: eine lebensbejahende Kraft“, so die Autorin, die unterschiedlichste Frauentypen vor den Vorhang holt: Etwa solche, die täuschen, wo sie können oder sich emanzipieren, um nicht zum alten Eisen zu gehören; aber auch Frauen, die zusehen müssen, wie sich ihr Ehepartner in einen „lächerlichen störrischen Mann“ verwandelt, was „Kampf“ bedeutet. Kämpfen für eine gute Zukunft ist immer gut, und sei es bloß, dass die Menschen nicht mehr „alles wegwerfen und alles verkommen lassen“.

Es ist gerade dieses „beige Unsichtbarwerden von Frauen“, wie es Krüger nennt, gegen das sie anschreibt, was ihr mit einem kritischen Blick und viel Gespür auf eindringliche Weise gelingt.
Andreas Tiefenbacher

Krüger, Ilse - Faltenkatzen
Geschichten über nicht mehr ganz junge Frauen. Klagenfurt: Sisyphus 2024. 114 S. - kt. : € 13,50 (DR) ISBN 978-3-903125-85-8

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