Lazar, Maria - Zwei Soldaten
Veröffentlicht am 05.12.2024
Eine Novelle.
„Mein Gott, er ruft mich und ich kann nicht hin. Ich höre es an seiner Stimme und wenn ich auch kein Wort verstehen kann. Er ruft mich und er schreit so wie im Schmerz. Er kann wohl auch nicht gehen so wie ich, nicht einmal kriechen. Er durstet so wie ich. Das wird ein Deutscher sein. Wenn er mich nur verstehen könnte. Man sagt, es sollen nicht alle Deutschen böse sein. Wer wird auch vor dem Tod noch böse sein. Wo es doch so viel leichter ist, gut zu sein.“ Ein britischer Kampfpilot, Johnny, und der SS-Sturmmann Hans Schmitt liegen verwundet auf den zwei Seiten der Frontgräben. In der Ahnung der Nähe des anderen, jedoch schwer bzw. tödlich verletzt mit keiner Aussicht, den anderen zu erreichen, beginnen sie sich in der Ausweglosigkeit gedanklich zu umkreisen. Lazar schafft es, in intensiver Sprache, atmosphärisch verdichtet, eine brutale, existenzielle Situation ergreifend darzustellen.
Die zwischen 1945 und 1948 verfasste Novelle liegt nun erstmals in Buchform vor. Die „hochbegabt Unzufriedene“ Maria Lazar, wie sie der Verleger Eibl in seinem Nachwort nennt, wurde 1895 geboren und ihr literarisches Debüt „Die Vergiftung“ (1920) blieb ohne große Aufmerksamkeit, bedingt auch durch Lazars jüdischer Herkunft und ihre charakterliche Widerständigkeit. Eibl hat die letzte Ausgabe des Buchs in der Österreichischen Nationalbibliothek wiederentdeckt und nach der Lektüre war es für ihn der ausschlaggebende Impuls für die Gründung des Verlags „Das vergessene Buch“. So erzählt es der Verlagsgründer jedenfalls im Nachwort. Der tüchtige Publizist hat es sich zur Aufgabe gemacht, Autoren und deren auch oft unveröffentlichten Texte zu posthumer Aufmerksamkeit zu verhelfen.
1933 verließ Maria Lazar Österreich und fand ein Exil in Dänemark. Es erschienen die Romane „Leben verboten“ und ihr wohl „populärster“ Roman „Die Eingeborenen von Maria Blut“ über den aufkeimenden Nationalsozialismus in der Provinz. Die Schriftstellerin und Journalistin verfasste außerdem Essays, Erzählungen und Artikel für diverse Zeitschriften, emigrierte 1939 nach Schweden und nahm sich nach schwerer Krankheit 1948 das Leben. Das Manuskript der vorliegenden Erstveröffentlichung lag in Kisten im Haus der Enkelin in Nottingham.
Julie August
Lazar, Maria - Zwei Soldaten
Eine Novelle. Hg von Albert C. Eibl. Wien: DVB 2024. 112 S. - fest geb. : € 20,95 (DR) ISBN 978-3-903244-28-3