Lehn, Isabelle - Die Spielerin

Lehn, Isabelle - Die Spielerin

Veröffentlicht am 31.03.2025

Die Geschichte einer Betrügerin.

Isabelle Lehn greift in ihrem neuen Roman die Geschichte der Betrügerin Martina N. auf, einer Mitarbeiterin einer Nachrichtenagentur, die über Jahre hin für die kalabresische Mafia undercover tätig gewesen sein soll.

Am Beginn des Buchs steht der Prozess gegen eine unscheinbare Frau mit beiger Bluse und Pagenkopf. Von da aus wird die Biografie der Bankerin A. von hinten aufgerollt und erzählt, wie sie, getarnt mittels „zurückhaltender Seriosität“ im Zürcher Bankenwesen Finanzbetrug begeht und immer weiter in der Welt der Hochfinanz aufsteigt, ohne, dass ihre Kollegen auch nur Verdacht schöpfen. Sie verhält sich über lange Strecken der Geschichte völlig unauffällig, von den Männern, die die Branche dominieren, meistens nicht wirklich wahrgenommen. Nicht nur von den sie umgebenden Menschen, sondern zunächst auch von den Leser:nnen, die nur deren Perspektive vorgestellt bekommen, nicht durchschaut, betreibt diese unauffällige Frau im Züricher Bankengeschäft äußerst lukrative Spielchen und ist am Ende für die Insolvenz einer großen Nachrichtenagentur verantwortlich. Ihr Auftraggeber war wohl die Mafia.

Durch ihren kühlen Erzählton, mit der Distanz zur Hauptfigur die Rätselhaftigkeit der Geschichte und dem dramaturgisch großartigen Spiel mit den Leseerwartungen erzeugt, kann Isabelle Lehn die Spannung in ihrer durchtriebenen Hochstaplergeschichte das ganze Buch über aufrechterhalten. Der gut recherierte Wirtschafts- und Mafiakrimi ist ein spannender, klug konstruierter Roman, die überaus amüsante Geschichte von Männern, die Frauen am Arbeitsplatz nicht ernstnehmen, bis es zu spät ist. Ein fürwahr sehr feiner feministischer Roman.
Brigitte Winter

Lehn, Isabelle - Die Spielerin
Roman. Frankfurt: S. Fischer 2024. 272 S. - fest geb. : € 26,50 (DR) ISBN 978-3-10-397202-3

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