Löw, Raimund - Welt in Bewegung

Veröffentlicht am 20.11.2022
Warum das 21. Jahrhundert so gefährlich geworden ist
Wer Bedarf an qualitativ hochstehenden Studien zur Zeitgeschichte hat, dem sei die Lektüre eines von Raimund Löw zusammengestellten Essay-Bandes angeraten. Der Autor kann nämlich auf profundes Wissen aus unterschiedlichen Quellen verweisen – er ist ein echter Polyhistor: Als Außenpolitik-Redakteur des SP-Zentralorgans Arbeiter-Zeitung/AZ schrieb er von 1979 bis 1991 regelmäßig (oft fünfmal die Woche) eine Kolumne unter dem Titel „Welt in Bewegung“.
In dieser Funktion nahm er auch an den legendären Abendessen von Bruno Kreisky teil, nach welchem der Bundeskanzler in einer Hotellobby stehend seine Sicht der Dinge, seine Analyse der politischen Konstellation der Region, in der man sich gerade befand, darlegte oder sie gar auf eine durch die gesamte Weltpolitik mitnahm. Als Redakteur gestaltet Löw seit Jahren den Podcast „FALTERradio“, der rund 120.000 Mal pro Woche gehört wird. Als Auslandskorrespondent war er für den ORF in Peking (2015-2017), in Brüssel (2007-2015), in Washington (1992-1998, 2003-2007) und in Moskau (1988-1991) tätig. Er interviewte unter anderem Bill Clinton, Michail Gorbatschow, Louis Inacio „Lula“ da Silva und George W. Bush.
Und er beschreibt die russischen Phantomschmerzen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und die Widerstandsfähigkeit Europas gegen die Finanzkrisen. Dabei vermeidet es Raimund Löw, sich dem Mainstream der 68er-Konvertiten wie zum Beispiel Joschka Fischer oder Gerhard Schröder anzuschließen. Für ihn ist und bleibt der Mai 1968 das herausragende Merkmal der Protestbewegung („Zum Teufel mit den Grenzen“). Nachtrag: Löw selbst spricht/schreibt von seinem „aktuellen Büchlein“ oder „Bändchen“. Er ist überzeugt, dass ihm das Faktenmaterial nicht ausgehen wird …
Fritz Keller
Löw, Raimund - Welt in Bewegung
Warum das 21. Jahrhundert so gefährlich geworden ist. Wien: Falter 2022. 224 S. - br. : € 22,90 (GP) ISBN 978-3-85439-706-9