Mein Vater, der Fürst
Veröffentlicht am 19.07.2023
Der Versuch einer Tochter, die trotz aller gegenseitigen Liebe von Distanz geprägte Beziehung zu ihrem übermächtigen Vater zu verstehen.
Dies ist ein sehr privater Film zum 85. Geburtstag von Karl Schwarzenberg, dem ehemaligen tschechischen Außenminister, der sich im Kreise seiner Familie eher befangen fühlt als auf dem Parkett der internationalen Diplomatie. Lila Morgan-Schwarzenberg hat ihren Vater Karl Schwarzenberg über einen Zeitraum von fünf Jahren interviewt, um mit ihm in die Familiengeschichte einzutauchen und damit die Schatten ihrer eigenen Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie stellt ihm Fragen zu seiner eigenen Geschichte – als Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts, als Aristokrat und Staatsmann.
Familien- trifft hier auf europäische Geschichte, Politik auf durchaus oft recht witzige Anekdoten, im Zentrum aber stehen zwei unterschiedliche Lebensläufe. Ein Werk, das zum Nachdenken über eigene Familienbeziehungen anregt und sogar Trost zu spenden vermag: Mitunter zeigt der Film, dass es in adeligen Häusern oft nicht weniger chaotisch und allzumenschlich zugeht wie bei Normalos. So ist durchaus auch ein intimes Porträt von Vater und Tochter entstanden, die ich beide bemühen, wieder zueinander zu finden.
Mit „Mein Vater, der Fürst“ dokumentiert Lila Morgan-Schwarzenberg den Versuch einer Tochter, die, trotz aller gegenseitigen Liebe und Bemühungen, von Distanz geprägte Beziehung zu ihrem übermächtigen Vater zu verstehen. Wobei sie sich auf der Suche nach Nähe zum Vater vor allem auch sich selbst besser kennenlernt. Nicht zuletzt erzählt dieser sehenswerte Film somit stellvertretend die Geschichte von Kindern und Eltern und dem gegenseitigen Wunsch nach Anerkennung, Wertschätzung und Nähe.
Brigitte Winter
Mein Vater, der Fürst
Regie: Lila Schwarzenberg Wien: Falter 2023. 80 Min. € 14,99 EAN 9783854397571