Murer – Anatomie eines Prozesses

Murer – Anatomie eines Prozesses

Veröffentlicht am 01.03.2019

Ein dunkler Moment der österreichischen Justizgeschichte

Der mit dem österreichischen Filmpreis ausgezeichnete Film von Christian Frosch erzählt von einem Gerichtsverfahren, das die schrecklichen Taten aus dem zweiten Weltkrieg aufarbeiten soll, doch an Politik und Verleugnung scheitert.  
Franz Murer, ein ehemaliges Mitglied der NSDAP und SS-Führer in Vilnius, steht 1963 vor einem Gericht in Graz, nach erlassenen Urteilen der Sowjetunion und Jahren des normalen Lebens in Österreich. Zeugenaussage um Zeugenaussage wird ein immer schrecklicheres Bild von Franz Murer, der im Krieg „Schlächter von Vilnius“ genannt wurde, gezeichnet. Doch trotz überwältigender Beweise und Aussagen gegen Murer scheint es wie ein Kampf gegen Windmühlen zu sein. Denn im Gerichtssaal herrschen nicht Recht und Gesetz, sondern die mächtigen Verbindungen des Franz Murer.
Der Film zeigt ein Gerichtsverfahren das durch Politik, Konformitätsdruck und Verleugnung zu einem der dunkelsten Momente der österreichischen Justizgeschichte wurde. Die Kamera fängt das beklemmende Gefühl des Verfahrens ehrlich ein und die Ernsthaftigkeit der Situation steht den Schauspielern in jeder Szene ins Gesicht geschrieben. Die Musik wird rar, aber dafür umso effektiver eingesetzt. Eine ehrliche Erzählung und ein Mahnmal, das man gesehen haben sollte.
Fabian Wödl

Murer – Anatomie eines Prozesses
Regie: Frosch, Christian, Mit Fennon, Alexander E.; Fischer, Karl; Jaeger, Roland; Forberg, Mathias; Jurisic, Melita. Falter 2018. 137 Min. € 14,99
EAN 9120026072971