Nayeri, Dina - Wem geglaubt wird
Veröffentlicht am 04.10.2023
Warum die Wahrheit nicht genug ist – Es geht um die Glaubwürdigkeit im Allgemeinen!
Unter Bezugnahme auf Auszüge aus Gerichtsprotokollen, Rechtsdokumenten, Zitaten aus Asylanhörungen, Ablehnungsbescheiden von Asylbehörden sowie unredigierten Notizen so mancher Asylbeamter in Verbund mit unzähligen Gesprächen mit Betroffenen, Beteiligten, Rechtsberatern und Ärzten konfrontiert die Autorin in diesem Buch ihre Leserschaft mit einem latenten Problem unserer heutigen Gesellschaftsordnung. Es geht dabei um die Glaubwürdigkeit im Allgemeinen!
Sie legt sich mit der Aussage fest, ob einem geglaubt wird oder nicht, entscheidet letztlich die Gesellschaft anhand diffuser unausgesprochener Regeln. Aus ihrer Erfahrung und Sichtweise gilt in unserer heutigen Gesellschaft weitverbreitet Glaubwürdigkeit als ein zu Unrecht erworbenes Privileg in Kreisen der gehobenen und begüterten Gesellschaft, deren Vertreterinnen/Vertreter sich ja bekanntlich ohnehin „alles richten“ können und das Recht mit Füßen treten.
Was das nun für den weniger oder gar nicht privilegierten Rest der Gesellschaft bedeutet, führt uns Dina Nayeri schonungslos vor Augen. Die iranisch-amerikanische Autorin verknüpft Geschichten aus ihrem eigenen Leben mit jenen Menschen, denen lebensrettendes Asyl aus undurchsichtigen Gründen verweigert wurde. Dieses aufrüttelnde und gesellschaftskritische Buch, das sich allerdings über weite Strecken einer oberflächlichen Leseweise entzieht, ist Reportage, Essay, Memoir und philosophische Betrachtung zugleich.
Adalbert Melichar
Nayeri, Dina - Wem geglaubt wird
Warum die Wahrheit nicht genug ist. Zürich/Berlin: Verlag Kein & Aber 2023. 349 S. - fest geb. : € 26,50 (GS) ISBN 978-3-0369-5005-1 Aus dem Engl. von Yamin von Rauch
