Öffentliche und Schulbibliothek Bürmoos - Bibliothek mit zwei Türen

Öffentliche und Schulbibliothek Bürmoos - Bibliothek mit zwei Türen

Veröffentlicht am 06.05.2024

Silke Rabus über die Öffentliche und Schulbibliothek Bürmoos.

Die Öffentliche und Schulbibliothek Bürmoos blickt auf eine spannende Geschichte zurück. Gelegen in einer kleinen Gemeinde mit rund 5.000 Einwohner:innen im Norden des Bundeslandes Salzburg, ist sie mittlerweile eine lebendige Bücherei in einem neu eröffneten Schulzentrum.

Von der Betriebsbücherei zur öffentlichen Bibliothek und Schulbibliothek

Gegründet wurde die Bibliothek 1950/51 zunächst als kleine Betriebsbücherei. Unter der Leitung von Franz Westermayer war sie damals im W&H Dentalwerk Bürmoos untergebracht, einem heute weltweit führenden Unternehmen in der Entwicklung und Herstellung von Medizintechnikprodukten. Im Jahr 1960 übernahm dann der Österreichische Gewerkschaftsbund die Bücherei und übersiedelte sie ins Gewerkschaftsheim. „Das hat man allerdings später abgerissen, auf dem Grund befindet sich heute das Gemeindeamt von Bürmoos“, erzählt die aktuelle Bibliotheksleiterin Julia Debiasi Anreither. Ein gutes Jahrzehnt darauf, 1973, wurde die Gemeinde Bürmoos Träger der Bücherei. „Hauptschullehrer Reinhard Heidrich führte eine Reorganisation durch und leitete sie über 15 Jahre“, weiß die Bibliotheksleiterin. Ein weiterer Ortswechsel folgte 1988: Die Bücherei übersiedelte in das Hauptschulgebäude und Hauptschullehrer Christian Kelz übernahm die Leitung der nun kombinierten Öffentlichen und Schulbibliothek Bürmoos. Im Jahr 2000 erfolgte dann die Reorganisation zur „Digitalen Bibliothek“, bevor vom Sommer 2021 bis Sommer 2023 der Neubau des Schulzentrums mit einer Volksschule und Mittelschule anstand. „Vorübergehend zog die Bibliothek in dieser Zeit in das Mehrzweckgebäude der Gemeinde Bürmoos“, so Julia Debiasi Anreither. Sie hat seit September 2023 die Leitung der wiedereröffneten Öffentlichen und Schulbibliothek Bürmoos inne, die jetzt in den neu errichteten Räumlichkeiten im Schulzentrum Bürmoos ihren zunächst letzten Standort gefunden hat.

Zeitgleich wurde die sogenannte „Ludo Bürmoos“ geschlossen und in die Bibliothek integriert. Auch die Ludothek hat übrigens eine wechselvolle Geschichte. Im November 1994 durch das Jungschar-Team der katholischen Pfarre – Berta Huber, Michaela Schwendemann und Margreth Bugarschitz – gegründet, war die Ludothek zunächst eine Außenstelle der Ludothek der Katholischen Jungschar in Salzburg. Drei Jahre später, 1997, erfolgte die Trennung von Salzburg, nachdem die Förderung eingestellt wurde. Nun fungierte die „Ludo“ als eigenständige Organisation mit der katholischen Pfarre als Träger. „Spiele wurden durch Spenden von Firmen, Banken und durch Unterstützung der Gemeinde gekauft“, erzählt Julia Debiasi Anreither.

Einladend und lichtdurchflutet

Die neu errichtete Bibliothek bietet Platz auf 110 m2 und weist mit ihren zwei Türen eine Besonderheit auf. Eine öffnet sich nach außen für die Öffentlichkeit und eine andere nach innen für die Schüler:innen. Dank zweier großer Glaswände ist sie einladend und lichtdurchflutet. „Leider ist der Raum viereckig, was die Schaffung von ‚Nischen‘ erschwert“, verweist die Bibliotheksleiterin dennoch auf ein attraktives Raumkonzept: „Wir haben einen Bereich mit zwei Tischen, in dem man gemeinsam Spiele spielen, Hausaufgaben erledigen oder beisammensitzen kann. Eine sehr helle Ecke mit Lesesesseln zwischen zwei Fenstern ist für das ruhigere Lesen gedacht.“ Auch ein Kleinkindbereich mit Bilderbüchern, Teppich, Sitzpolstern und einem Ohrensessel zum Vorlesen oder gemeinsamen Kuscheln ist vorhanden.

„Regelmäßig besucht uns die Volksschule Bürmoos, jeden Dienstag kommen vier Klassen auf Besuch“, so Julia Debiasi Anreither. Dabei werden verschiedene Aktivitäten angeboten, vom Bibliotheksführerschein über Vorlesestunden bis hin zum Geschichtenschreiben nach der Vorlage der Piraten- und Märchenabenteuer von Lily Murray. „Natürlich dürfen die Kinder dann auch Bücher ausborgen“, erzählt die Bibliotheksleiterin und ergänzt: „Zusätzlich zu den Schulklassen gibt es rund 120 Leser:innen, die uns regelmäßig besuchen.“

Kinder und Jugendliche im Fokus

Bedingt durch die räumliche Nähe zu den beiden Schulen, setzt die Öffentliche und Schulbibliothek Bürmoos natürlich einen Fokus auf Kinder und Jugendmedien. Insgesamt 3.800 Kinder- und Jugendbücher können ausgeliehen werden, darunter 740 Sachbücher. „Genaue Schwerpunkte haben wir nicht definiert“, so Julia Debiasi Anreither. „Aber bei den Kindern und Jugendlichen sind gerade Fantasy und Detektivgeschichten der Renner.“ Auch 150 Spiele stehen in den Regalen – und seit der Neueröffnung der Bibliothek befinden sich 20 Tonies im Bestand. „Durch den Erwerb von Spielen und Tonies kommen mehr Leserinnen und Leser aus Bürmoos zu uns, denn diese Medien dürfen nicht im Rahmen des Schulbesuchs ausgeborgt werden.“

Für die erwachsenen Besucher:innen bietet die Bibliothek rund 2.000 belletristische Titel und 1.500 Sachbücher, die wie die Kinder- und Jugendmedien unter anderem über das Büchereiservice des ÖGB bestellt werden. „Wir schätzen die schnelle Lieferung und die Förderungen, die über das Büchereiservice vergeben werden“, so die Bibliotheksleiterin. In der Bücherei gibt es zudem eine große Abteilung im Bereich Geschichte und viele Biografien. „Wir haben auch Matura-Lesestoff, Klassik und Lyrik, was sich aber leider noch nicht sehr herumgesprochen hat.“ Bei der Auswahl der Titel ist das Team für Anregungen aller Art offen: „Wir freuen uns über Ankaufsvorschläge von unseren Lesern, wir schauen aber auch in die Rezensionen der Zeitschrift ‚Bibliotheksnachrichten‘“, erzählt Julia Debiasi Anreither. „E-Medien gibt es allerdings noch nicht in unserer Bibliothek.“

Hauptamtliche und ehrenamtliche Betreuung

Nach der Wiedereröffnung im neuen Schulzentrum ist die Gemeinde Bürmoos weiterhin Träger der Bibliothek. „Sie unterstützt uns mit den Räumlichkeiten und einem Budget von 2.000 Euro für Medieneinkauf“, sagt Julia Debiasi Anreither. „Zusätzlich haben wir auch ein Budget für Verwaltungsangelegenheiten.“ Den Büchereibetrieb übernehmen insgesamt drei Bibliothekarinnen: Neben Julia Debiasi Anreither als Leiterin sind dies die im November hinzugekommene Susanne Kühner und die langjährige Mitarbeiterin Renate Westermayer. „Insgesamt 8 Arbeitsstunden in der Woche werden von der Gemeinde bezahlt, rund zehn Stunden leisten wir ehrenamtlich“, so Julia Debiasi Anreither.

Wie geht es weiter?

Über das reine Medienangebot hinaus will die Bibliothek in Zukunft auch auf weitere Angebote setzen. „Als Buchaktion haben wir beispielsweise jetzt schon die Buchstart-Tasche. Und wir arbeiten, wie schon erzählt, mit der Volksschule zusammen“, so die Bibliotheksleiterin. Eine Zusammenarbeit mit dem örtlichen Bildungswerk, das seit Jahresanfang Räumlichkeiten in Bürmoos hat und unter der Leitung von Michaela Heberling steht, ist ebenfalls in Planung: „Noch haben wir keine gemeinsamen Veranstaltungen organisiert, aber bereits erste Gespräche geführt.“ Schwerpunkt soll bei diesem Projekt die Elternschule sein. „Ich habe mir bisher allerdings noch nicht zugetraut, allein eine Veranstaltung zu organisieren“, sagt die Bibliotheksleiterin und verweist auf die Geschichte der Bücherei: „Von der früheren Leitung wurden mindestens zehn Jahre lang keine mehr Veranstaltungen mehr organisiert.“ Geändert hat sich seit der Wiedereröffnung der Öffentlichen und Schulbibliothek Bürmoos aber doch schon einiges. Beispielsweise wird nun keine Gebühr mehr für die Bücher eingehoben – Lesen soll „barrierefrei“ und für alle zugänglich sein. „Eine Gebühr gibt es nur für Spiele und Tonies“, so die Bibliotheksleiterin. „Seit Januar benutzen wir zudem den Online-Katalog von BVS mit deren App BIBKAT, die mit Begeisterung angenommen wurde.“ Das Team der Öffentlichen und Schulbibliothek Bürmoos schmiedet außerdem bereits weitere Pläne für die Zukunft. „Wir sind gerade dabei, unseren Medienbestand zu modernisieren und die Internetpräsenz zu verbessern“, so Julia Debiasi Anreither. „Wir hoffen, dass wir dadurch mehr Leser gewinnen können.“ Das wird ohne Zweifel gelingen!

Foto: Simone Schamberger