Reisinger, Eva - Männer töten
Veröffentlicht am 19.03.2024
Eine rustikal-regionale Rachegeschichte.
Engelhartskirchen, eine durchschnittliche österreichische Gemeinde, irgendwo in Nieder- oder Oberösterreich entlehnt, wo „Wodkabull“ getrunken wird, Weihrauch in der Luft liegt – und wo es erstaunlicherweise keine Anzeigen wegen häuslicher Gewalt gibt. Anna Maria hat nach einer enttäuschenden Beziehung das schicke und raue Berlin gegen das aromatische Landleben mit einem anständigen Milchbauern namens Hannes getauscht. Im Laufe des Debütromans von Eva Reisinger findet sie sich nach und nach in die Sitten und Gepflogenheiten der dörflichen Gemeinschaft ein.
Es wird gepoltert, gefeiert, das Sonntagsschnitzel für das Familienessen herausgebacken – und gejagt. Als nämlich Anna Marias Ex-Freund Konstantin auftaucht, ist bald klar, dass das jähe Beziehungsende triftige Gründe hatte, die nach und nach deutlich werden und Anna Maria nur einen Ausweg sehen lassen: „Er rechnete nicht mit Rache. Nicht einmal mit Widerstand. Warum sollte er? Das gesamte System war auf seiner Seite. Er musste sich keine Sorgen machen. Am Ende gewann immer er.“
Anna-Maria ist nunmehr Teil der überwiegend weiblichen Gemeinschaft geworden, die sich für eine Auge-um-Auge-, Zahn-um-Zahn-Problemlösungsstrategie geeinigt hat. Gewalttäter werden nicht geduldet, sondern beseitigt. Als ein renommierter Journalist auf den hohen weiblichen Bevölkerungsanteil aufmerksam wird und an Anna Marias Tür klopft, weiß er noch nicht wie kurz sein weiteres Leben sein wird.
Eva Reisinger, die sich als Journalistin mit dem Thema Femizide in Österreich beschäftigt hat, findet für sich einen literarischen Weg, um sich aus der oft empfundenen Ohnmacht herauszuarbeiten. Deftig, klischeereich ist diese rustikal-regionale Rachegeschichte und eine ideale Vorlage für einen Landkrimi auf ORF.
Julie August
Reisinger, Eva - Männer töten
Roman. Graz: Leykam 2023. 288 S. - fest geb. : € 25,50 (DR) ISBN 978-3-7011-8297-8
