Ritter, Michael - Wiener Machenschaften

Veröffentlicht am 06.04.2023
Historischer Kriminalroman
Im Wien des Jahres 1914, circa eineinhalb Monate lang dauert bereits der Krieg gegen Serbien an, den der Kaiser nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand erklärt hatte, finden sich viele junge Männer am Nordbahnhof ein, um an die Front zu fahren. Viele davon haben sich freiwillig gemeldet und es herrscht noch eine Kriegseuphorie, während mitten in diesem Gewusel ein Rekrut mit einem Standardbajonett des Militärs erstochen wird. Kriminaloberinspektor Dr. Otto Fried vertraut den Fall dem jungen Inspektor Hechter an, als plötzlich der Kriegsminister Freiherr von Krobatin bei ihm auftaucht und ihn bittet, den Fall vertraulich zu übernehmen, da es sich beim Opfer Georg Taschler um den unehelichen Sohn des Ministers handle.
„Viele von uns werden getötet. Jeden Tag. Das ist zurzeit sozusagen eine wesentliche Charakteristik unseres Berufs.“ „Aber nicht schon am Bahnhof auf dem Weg zur Front.“ So beginnen die Ermittlungen im Militärapparat, wobei Dr. Fried seinen Sekretär Novak und den jungen Hechter miteinbezieht. Das Mordopfer war an illegalen Antikriegsdemonstrationen beteiligt und im Zuge der Ermittlungen rückt Krobatins Neffe Oberleutnant Karl Friedrich Krill ins Zentrum der Ermittlungen. Über ein diffuses Nachtlokal werden militärische Lebensmittel verschoben und Krill ist eine zentrale Figur in diesem Betrug. Kriegsgegner sind allerdings die absolute Minderheit, vielmehr funktioniert die Propaganda des Militärs erstklassig.
Ritter zeichnet ein klares und lebendiges Bild von Wien in dieser Zeit und der anfangs herrschenden Kriegseuphorie. Ein sehr realistischer und fabelhaft erzählter historischer Kriminalroman, der handwerklich keine Schwächen aufweist, jedoch auch kein literarisches Glanzstück darstellt.
Rudolf Kraus
Ritter, Michael - Wiener Machenschaften
Historischer Kriminalroman. Meßkirch: Gmeiner 2022. 276 S. - br. : 15,00 (DR) ISBN 978-3-8392-0315-6