Sargnagel

Veröffentlicht am 12.03.2022
Der Film
Stefanie Sargnagel hat in den letzten Jahren in Österreich einen beachtlichen Bekanntheitsgrad erreicht. Ihr merkwürdiger Humor wird nicht mehr ganz als Subkultur abgetan, sondern bewegt sich nicht selten im Mainstream. Sabine Hiebler und Gerhard Ertl nähern sich Sargnagels Welt kongenial.
Einerseits erzählen sie in ihrem Film doch recht wahrheitsgetreu von Sargnagels Leben, andererseits schildern sie einen fiktiven Filmdreh, in dem Hilde Dalik unter der Regie von Michael Ostrowski in die Rolle von Stefanie Sargnagel schlüpfen soll. Solcherart begleiten wir die Autorin bei Verwandtschaftsbesuchen, besuchen die Büros der Rufnummernauskunft, wo sie einst gearbeitet und ihre legendären Facebook-Postings geschrieben hatte. Wir erleben sie mürrisch auf Lesereisen quer durch Österreich. Das legendäre Café Weidinger kommt vor, man lernt ihren Verleger und ihren Lebensgefährten, der noch besser nichts tun kann als sie selbst, kennen. Und Sargnagel-Fan Jan Böhmermann spielt einen Moderator. Ist das noch echt oder schon Fiktionalisierung? Muss man das Werk von der Autorin trennen?
Angelehnt an die Bücher “Fitness” und “Statusmeldungen” mäandert der Film oft durchaus vergnüglich zwischen Beisl und Burnout, erzählt vom Shitstorm und den Konsequenzen, wenn man in Österreich zu Nazis Nazis sagt, kurz: dieser merkwürdige (im wahrsten Sinn des Wortes) Film über Stefanie Sargnagel ist also eine Art Mockumentary, eben ein als Dokumentarfilm gefakter Film, der seinen eigenen Anspruch nicht so ernst nimmt und sich selbst auf die Schaufel nimmt.
Peter Klein
Sargnagel
Der Film. Regie: Sabine Hiebler und Gerhard Ertl. Personen: Stefanie Sargnagel, Thomas Gratzer, Michael Ostrowski, Hilde Dalik, David Scheid, Alexander Jagsch, Voodoo Jürgens. Wien: Falter 2022. 96 Min. € 14,99 EAN 9783854397687