Schulz, Frank - Amor gegen Goliath

Schulz, Frank - Amor gegen Goliath

Veröffentlicht am 18.03.2025

Ein Roman über alles, was Deutschland von 2019 bis 2021 so beschäftigt hat bzw. beschäftigen sollte,

Ich habe mich für Sie durch fast 750 Seiten dieses vor allem von renommierten deutschen Literaturkritiker:innen einhellig hochgelobten Werks gequält. Nun verstehe ich bestens, warum Sie, liebe Leser:innen der Bücherschau, mich in persönlichen Gesprächen so oft darauf hinweisen, dass Sie, wenn Sie Ankaufsentscheidungen für Ihre Bibliothek ausschließlich nach Rezensent:innenmeinungen treffen würden, zumindest bei der Gegenwartsliteratur oft auch „Ladenhüter“ beschaffen würden.

Handlung: Die Romanhandlung führt uns auf die Insel Kreta, nach Hamburg und nach Osnabrück. Die Protagonist:innen des Romans treffen hier aufeinander und ihre Geschichten beginnen sich zu verflechten. Es sind vornehmlich Geschichten über Beziehungsprobleme, berufliche Krisen und persönliche Ängste. In einem Nebenstrang geht es auch noch um eine seltsame Internet-Figur namens „Konfusius“, der mit seinen Botschaften gegen die Naturzerstörung im Netz für Aufsehen sorgt. Dies führt zu journalistischen Recherchen und Enthüllungsversuchen. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie stehen die Romanfiguren plötzlich vor neuen Herausforderungen. Sie müssen sich jetzt mit den Auswirkungen der Pandemie, der Lockdowns und gesellschaftlicher Verwerfungen abmühen. Gleichzeitig gewinnt das Thema Klimawandel gesellschaftlich rasch an Bedeutung. Die Handlung gipfelt in einer Art Katharsis, in der die Figuren ihre Erfahrungen verarbeiten und neue Wege finden, mit all den Herausforderungen umzugehen. Der Roman endet mit einem zweiten Prolog, was die Unabgeschlossenheit der behandelten Themen unterstreichen soll.

Hauptfiguren: Da ist einmal Cathrin „Cathi“ Weye, eine Psychologin, die sich in ihrer Freizeit sehr aktiv in der Klimabewegung engagiert. Dann Patrick „Ricky“ Kottenpeter, Cathis Ehemann, ein ehemaliger Musiker, der nun hauptsächlich Werbejingles komponiert. Er leidet unter einer Angststörung und Depression, die er vor seiner Frau möglichst zu verbergen versucht. Und schließlich noch Dr. phil. Philipp Büttner, ein alternder Journalist und selbsternannter Frauenheld.

Sprachstil: Frank Schulz´ Prosa ist ein sprachakrobatischer Parforceritt, von ihm mit großer Leichtigkeit zwischen Akademikervokabular, Jugendslang und möchtegern-proletarischen Füllwörtern absolviert – Ermüdungserscheinungen beim Lesen der 750 Buchseiten können dennoch nicht ausgeschlossen werden.

Kernthemen: Alles, was Deutschland von 2019 bis 2021 so beschäftigt hat bzw. beschäftigen sollte, wird hier abgehandelt. Also etwa der Klimawandel und der mit ihm verbundene Aktionismus, die Corona-Pandemie und ihre Spaltwirkung in der Gesellschaft, die signifikante Zunahme psychischer Probleme, Liebes- und Leidensbeziehungen zwischen Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen und auch die Rolle des Journalismus in modernen Gesellschaften. Ich habe in dieser Auflistung sicher noch so manches anzuführen vergessen …

Persönliche Bewertung: Während Schulz' Roman zweifellos den Nerv zeitgenössischer Diskurse trifft und mit beachtlicher sprachlicher Virtuosität aufwartet, bleibt für mich die Frage offen, ob die schiere Menge an Themen, Details und stilistischen Pirouetten nicht letztlich den Kern der Erzählung erstickt. Darüber hinaus erleichtern zahlreiche erläuternde Fußnoten epischen Umfangs auch nicht gerade den Lesefluss. Aber vielleicht ist ja gerade das so gewollt und gilt im heutigen Literaturbetrieb als intellektuelles Maß der Dinge? Für mich jedenfalls war die Diskrepanz zwischen literaturkritischer Begeisterung und persönlichem Lesevergnügen doch beachtlich.

Diese Rezension wurde von mir unter Zuhilfenahme von Perplexity, einem KI-Tool, bei der Faktenrecherche verfasst!
Gerald Wödl

Schulz, Frank - Amor gegen Goliath
Roman. Berlin: Galiani 2024. 746 S. - fest geb. : € 33,95 (DR) ISBN 978-3-86971-237-6

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