Sebauer, Johanna - Nincshof

Veröffentlicht am 18.01.2024
Ein irrwitziger, komischer und heiterer Roman um ein Dorf in Burgenland.
Ein Dorf, (n)irgendwo im Burgenland. Einst war es mitten in einem Sumpfgebiet gelegen und wurde dadurch einfach vergessen. Die Bewohner setzten bald alles daran, dass das über lange Zeit so blieb. Und erreichten sogar mit viel Bauernschläue, dass auf den Karten nur NINC (Nichts) vermerkt wurde.
Allerdings wird dieser beschauliche Zustand jäh gestört, da „Neue“ aus Wien zugezogen sind. Aussteiger. Er ist „Ziegenwirt“ mit einer Herde von peruanischen Irrziegen. Sie war Journalistin und Filmemacherin. Diese „Gefahr“ veranlasst ein kleines Grüppchen Dorfbewohner, in diesem heißen Sommer über Strategien zu beraten. Mit dabei ist (eher ungewollt) die einfache, biedere Erna Rohdiebl, die bodenständige Hauptfigur in dieser Geschichte.
Die Verschwörer nennen sich Oblivisten (Ars Oblivionalis: Kunst des Vergessens) und kommen auf die aberwitzigsten Ideen. Sie entfernen Wegweiser, vernichten alle Hinweise auf Nincshof in den Archiven in Eisenstadt und erfinden sogar „Duftsperren“ mit Jauchegeruch, um Radfahrer abzuhalten. Aber, das funktioniert nicht wirklich, obwohl sogar das Navi den Ort nicht kennt! Da überlegt man sich eine Entführung. Das haben die Vorfahren schon einmal versucht: 1921 wollte man den damaligen Kanzler entführen und gegen die „Freiheit von Nincshof“ eintauschen. Der Plan ging grandios schief. Aber diesmal gelingt er. Nur ist das „Entführungsopfer“ eine seltene und daher kostbare und noch dazu schwangere Irrziege. Aber kann das im 21.Jahrhundert gelingen und „Freiheit für Nincshof“ bringen? Wie geht diese skurrile und doch tiefgründige Geschichte aus?
Man liest diesen irrwitzigen, komischen und heiteren Roman mit großem Vergnügen. Die Menschen aus Nincshof wachsen einem ans Herz und man versteht daher, dass sie ihre Beschaulichkeit und Freiheit bewahren wollen. Und wer möchte nicht manchmal aus dem heute so hektischen Alltag mit all seinen Zwängen entfliehen und verschwinden? Das gelingt, zumindest für ein paar Stunden, wenn man diesen Roman liest. Johanna Sebauer arbeitet in der Wissenschaftskommunikation, lebt in Hamburg, kommt aber aus Wien und dem Burgenland. Da sind sicher viele eigene Erfahrungen, Beobachtungen und liebevolle Erinnerungen an die Heimat in diesen humorvollen Roman eingeflossen. Man kann auf das nächste Buch gespannt sein.
Renate Oppolzer
Sebauer, Johanna - Nincshof
Roman. Köln: Dumont 2023. 368 S. - fest geb. : € 24,50 (DR) ISBN 978-3-8321-6820-9