Shalev, Zeruya - Nicht ich
Veröffentlicht am 02.01.2024
Zeruya Shalevs Debütroman über Liebe und ihr Scheitern, Leidenschaft und Schmerz.
„Etwa anderthalb Jahre lang schrieb ich über sie, und an deren Ende zerbrach auch meine Familie.“ Im August 1993 erscheint Zeruya Shalevs Debüt „Nicht ich“ und sorgt für kontroversielle Reaktionen. Die Autorin ist damals Anfang dreißig, ebenso alt wie die Protagonistin ihres Romans.
Ein Mann und eine Frau begegnen sich. Sie heiraten. Sie gründen eine Familie. „‚Du hast mich gefragt, was ich will‘, erinnere ich ihn, ‚du hast nicht gefragt, was ich kann‘“. Das Paar trennt sich nach sieben Jahren. Ein Heiler kann sie auch nicht mehr versöhnen. Sie trennt sich von ihrem Mann und lässt ihr Kind zurück. Es gibt einen Geliebten und es gibt vergangene Lieben. Aus der Sicht der Frau wird das Getrenntwerden und Getrenntsein erzählt. Die Frau widersetzt sich gängigen Klischee und Konventionen. Sie ist es, die sich schmerzhaft herauslöst und gleichzeitig brutal nüchtern resümiert.
Traumhaft, traumatisch, selbstzerstörerisch, verloren, leidenschaftlich, eigensinnig löst sich eine Frau dabei aus den ihr zugeschriebenen Rollen und Beziehungsmustern. In einem Monolog über Lieben und Scheitern reißt Shalev in diesem maßlosen Debüt alle Themen an, die auch ihr späteres Werk prägen und sie so erfolgreich machen. Es scheint, als hätte es diesen tönenden und polternden Textwurf geben müssen, der blank zieht und schon alles beinhaltet, worum es sich in Shalevs Romanen drehen wird: Liebe und ihr Scheitern, Leidenschaft und Schmerz. Es sollen zwei Jahre vergehen bis wieder Inspiration in ihre Finger fließt und 1997 „Liebesleben“ erscheint und ihr zum internationalen literarischen Durchbruch verhilft.
Julie August
Shalev, Zeruya - Nicht ich
Roman. München: Berlin Verlag 2023. 208 S. - fest geb. : € 25,60 (DR) ISBN 978-3-8270-1476-4