Slupetzky, Stefan - Lemmings Blues

Slupetzky, Stefan - Lemmings Blues

Veröffentlicht am 01.06.2023

Kriminalroman

Ein sprechender Mops, der von einer schwebenden Mariengestalt im Büro seiner Wiener Detektei Lemming übergeben wird, ist gewissermaßen der Einstieg für einen neuen Fall. Lemming hat gerade Kautabak zu sich genommen und lauscht dem Mops, der philosophische Sätze formuliert und ein wenig wie Yoda aussieht und den Namen Herkules trägt. Was sehr skurril und absurd zu sein scheint, entpuppt sich viele Seiten später als psychodelischer Pilz, der sich in verzwickten Situationen noch als hilfreich herausstellen sollte.

Jener Mops Herkules, den der Lemming Kuli nennt, steht fortan im Mittelpunkt des Geschehens und eben auch im Mittelpunkt des Interesses befremdender Personen mit blauen Schweißerschutzbrillen, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei den Personen um eine Gruppe Anhänger einer europaweit agierenden Verschwörungsbewegung, die behauptet, dass das Rotlicht der Ampeln durch Infrarot die Menschen manipuliert und unterjocht. Im Zentrum der Begierden dieser Gruppe steht Herkules, da sie im Körper des Hundes einen Chip vermuten, der Geheimcodes für die Manipulation der Rotlichtampeln enthalten soll. Die Gruppe plant zudem einen Anschlag auf die Verkehrsleitzentrale in der Rossauer Kaserne und hat dafür ein imposantes Waffenarsenal angelegt. Mit Hilfe seines alten Freundes Pepi Pokorny, wie Lemming einst Portier im Tiergarten Schönbrunn, wird der Mops in Sicherheit gebracht und die beiden Freunde geraten in die Fänge der Terrorverschwörer.

Schräg und bunt (vor allem in Blau- und Rottönen) pfeift dieser Krimi einem beim Lesen um die Ohren. Ein Blues im wahrsten Sinne des Wortes, in dem ja auch die Farbe Blau steckt. Ein temporeicher, humorvoller Wiener Kriminalroman, der sich mit dem Thema Verschwörungstheorie und Reichsbürgertum auf eine kluge und spezielle Weise auseinandersetzt. Breit empfohlen!
Rudolf Kraus

Slupetzky, Stefan - Lemmings Blues
Kriminalroman. Innsbruck: Haymon 2023. 167 S. - br. : 16,90 (DR) ISBN 978-3-7099-8168-9