Southon, Emma - Eine Geschichte des Römischen Reiches in 21 Frauen

Southon, Emma - Eine Geschichte des Römischen Reiches in 21 Frauen

Veröffentlicht am 07.04.2025

Eine andere Geschichte des Römischen Reichs.

Eigentlich mögen Sie keine Sachbücher, weil sie zu trocken sind? Eigentlich lesen Sie keine Bücher über römische Geschichte, weil es da nur um Kaiser, Kriege und Krisen geht? Eigentlich dachten Sie, dass man schon so lange nichts Neues mehr über das Römische Reich erfahren kann?

Dann ist dieses Buch vielleicht genau das Richtige für Sie! Emma Southon ist eine britische Historikerin, die sich seit langem mit der Geschichte des Römischen Reichs beschäftigt. In diesem Buch tut sie das auf eine sehr ungewöhnliche Weise: Sie lässt die großen Kaiser und Denker weitgehend außen vor, widmet sich den Kriegen und Krisen nur dort, wo es unbedingt nötig ist, und rückt stattdessen diejenigen in den Mittelpunkt, die in der römischen Geschichte sonst eher selten im Mittelpunkt stehen: Frauen!

Entlang der Lebensgeschichte vieler einzelner Frauen bekommt man als Leser:in einen Einblick, wie die Römische Republik (für sie) funktionierte, wie sich das Leben (für Frauen) in der Kaiserzeit wandelte und wie das aufkommende Christentum das Römische Reich nachhaltig veränderte. Man lernt beim Lesen, dass es neben Julius Cäsar und Cicero noch eine andere Welt gab. Porträtiert werden viele mächtige oder einflussreiche Frauen wie Zenobia oder Julia Caesar, aber auch unbekannte Frauen aus der Mittelschicht wie Julia Felix. Sie war eine Geschäftsfrau aus Pompeji, die ein Erholungszentrum für die Mittelschicht betrieb. Das Unglück von Pompeji hat es möglich gemacht, dass ihr Haus bis heute gut erhalten ist und den Historiker:innen immer wieder neue Erkenntnisse liefert.

Das Besondere an diesem Buch ist aber nicht nur die Themenwahl, sondern auch der Schreibstil von Emma Southon. Durch ihren witzigen, oft sarkastischen und manchmal sehr frechen Schreibstil ist das Buch nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam zu lesen. Gerade wenn es um Quellenkritik geht, gibt es immer wieder amüsante Seitenhiebe auf das, was Männer im Allgemeinen und Historiker im Besonderen in den vergangenen Jahren (Jahrhunderten) für wichtig hielten – Spoiler: Frauen und ihr Leben gehörten selten dazu.

Die lange und zum Teil komplizierte Geschichte des Römischen Reichs lockert die Autorin immer wieder mit popkulturellen Bezügen auf, die das Thema oft sehr zugänglich machen oder beim Verständnis helfen. Da jeder Frau ein eigenes Kapitel gewidmet ist, eignet sich das Buch zum „häppchenweisen“ Lesen oder man kann es – wie ich – gar nicht mehr aus der Hand legen und in einem Rutsch durchlesen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für alle Geschichtsinteressierten und solche, die es werden wollen.
Julia Stroj

Southon, Emma - Eine Geschichte des Römischen Reiches in 21 Frauen
Berlin: Aufbau 2024. 495 S. - fest geb. : € 29,50 (GE) ISBN 978-3-351-04238-7 Aus dem Engl. von Rita Gravert und Caroline Weißbach

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