Stadtbücherei Eggenburg - Lebendige Bibliothek

Stadtbücherei Eggenburg - Lebendige Bibliothek

Veröffentlicht am 05.05.2025

Silke Rabus über die Stadtbücherei Eggenburg.

2024 hat die Stadtbücherei Eggenburg ihr 150-jähriges Jubiläum gefeiert. Mit innovativen Veranstaltungskonzepten und einem modernen, attraktiven Medienangebot punktet die Bibliothek in der gesamten Region.

Die Stadtbücherei Eggenburg blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1874 gegründet, zählt sie zu den ältesten Büchereien Österreichs. Das 150-Jahr-Jubiläum wurde 2024 dementsprechend groß gefeiert, zu Gast war der Autor, Schauspieler, Theaterintendant und Regisseur Michael Schottenberg. „Ein tolles Ereignis, das die Tätigkeit der Bücherei und ihre Aufgabe als kultureller Multiplikator in einer strukturschwachen Region wieder ins Rampenlicht geholt hat“, erinnert sich Büchereileiterin und Stadtarchivarin Petra Hauk. Heute bietet die Stadtbücherei auf rund 120 m2 ungefähr 9.000 Medien an. Diese werden dank der umliegenden Dörfer und einem etwa 25 km großen Radius von 9.500 Leser:innen entliehen.

Die Bücherei ist eine kommunale Bibliothek, Trägerin ist die Stadtgemeinde. Die Hauptlast der Finanzierung liegt damit bei der Kommune, die für die Grundversorgung, die Räumlichkeiten und die Personalkosten aufkommt. Aber auch das Land Niederösterreich unterstützt die Stadtbücherei Eggenburg im Rahmen des Gesetzes über die Förderung der Erwachsenenbildung und des Volksbüchereiwesens. „Diese Förderungen können beispielsweise für die Medienausstattung oder Projekte eingesetzt werden“, erklärt Petra Hauk, die mit sieben ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen die Bibliothek am Laufen hält: „Eigene Einnahmen werden durch Jahreskarten, Bandgebühren, Verspätungsgebühren, Veranstaltungsbeiträge oder Spenden generiert, spielen aber eine untergeordnete Rolle in der Gesamtfinanzierung.“ Gelegentlich gibt es auch Kooperationen mit anderen Institutionen oder Sponsoring durch lokale Unternehmen. „Dies ist aber nicht die Regel“, so Petra Hauk, die selbst für 30 Stunden angestellt ist, allerdings in diesem Stundenrahmen auch noch die Leitung des Stadtarchivs Eggenburg innehat.

Von Graphic Novels über Bee-Bots bis zu VR-Brillen

Ein Schwerpunkt des Medienangebots liegt auf Krimis, die überproportional viele männliche Leser nutzen. „Unsere Krimis sind nach Ländern und Regionen geordnet“, erzählt die Büchereileiterin. „Damit kommen wir dem Boom der Regionalkrimis entgegen, man kann fast sagen: Krimis sind die neuen Reiseführer!“

Ein besonderer Fokus liegt aber auch auf Kinder- und Jugendmedien, was durch zahlreiche Veranstaltungen und Angebote für diese Zielgruppe unterstrichen wird. So gibt es Bilderbücher, Kinderbücher, Jugendbücher, Spiele, CDs, DVDs und natürlich Tonies und Tonieboxen. Und es steht ein Bee-Bot-Roboter mit verschiedenen Matten zur Verfügung, um Kinder spielerisch an die Welt des Programmierens heranzuführen.

„Neu und extrem beliebt sind bei uns die Graphic Novels, die mir durch einen Workshop des Büchereiservice des ÖGB nahegebracht wurden und der mich begeistert hat“, ergänzt Petra Hauk, die auch die persönliche Betreuung durch die Servicestelle beim Medienankauf sehr schätzt. „Wir bieten diese spezielle Kunstform jetzt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an.“ Außerdem erschließt die Bücherei umfassend Informationen zu den Schwerpunkten Europa und Mittelalter, was zur regionalen Geschichte Eggenburgs, die als Stadtmauer-Stadt mit historischem Ortskern wirbt, gut passt.

Bei innovativen Ideen ist die Stadtbücherei jedenfalls vorne mit dabei. Eine Saatgutbibliothek fördert den Austausch von Saatgut. Und immer wieder werden befristet spezielle, vom Land Niederösterreich geförderte Angebote, wie zum Beispiel VR-Brillen zum Ausprobieren, angeboten: „Ein modernes und innovatives Angebot, wie ich finde“, so Petra Hauk.

Schließlich nimmt die Stadtbücherei Eggenburg auch am E-Medien-Verleih „noe-book.at“ teil, einem Projekt des Landes Niederösterreich. Über diese Plattform können Leserinnen und Leser eine große Bandbreite an digitalen Medien ausleihen. „Für die Nutzung von ‚noe-book.at‘ ist eine Anmeldung in der Bücherei erforderlich“, erläutert die Bibliotheksleiterin: „Hierbei bekommen unsere Leserinnen und Leser die nötigen Zugangsdaten.“

Regional, innovativ und ziemlich cool

„Wir sind bemüht, ein attraktiver und relevanter Ort für alle Einwohnerinnen und Einwohner Eggenburgs und der umliegenden Region zu sein, unabhängig von Alter, Interessen oder Bedürfnissen“, steckt Petra Hauk die Zielgruppe ab. Dementsprechend breit ist das Angebot. Lesungen für Kinder und Erwachsene gehören zum „Standardrepertoire“ der Bücherei. „Wir versuchen dabei, auch lokale Künstlerinnen zu Wort kommen zu lassen und ihnen eine Plattform zu bieten“, so die Büchereileiterin. „Es ist erfreulich, dass immer mehr Leute ihrer Kreativität auf die Spur kommen wollen, und wenn wir sie dabei unterstützen können, dann machen wir das sehr gerne.“ Alleine in Eggenburg gibt es zwei Kinderbuchautorinnen, eine Krimi-Autorin und einen Hobby-Schriftsteller, der sich vor allem um die Stadtgeschichte kümmert und in der Bücherei regelmäßig eine Schreibwerkstatt veranstaltet.

Außerdem wird versucht, den Bestand auf immer neue Art und Weise zu präsentieren, etwa mit dem Projekt „Date mit einem Buch“. Hierfür verpacken die Mitarbeiterinnen Bücher, versehen sie mit einer kurzen Inhaltsangabe und die Leser:innen erleben daheim hoffentlich eine schöne Überraschung. „Oder wir suchen in der größten Sommerhitze Buchtitel, die mit Eis, Schnee und Kälte zu tun haben, und posten dann damit einen Social-Media-Beitrag, um uns immer wieder ins Gedächtnis der Kundinnen und Kunden zu rufen“, erzählt Petra Hauk von einer weiteren originellen Idee.

Jedes Jahr führt die Bibliothek mit beiden Kindergärten der Stadt den Büchereiführerschein durch, außerdem hat sie für die Volksschule der Stadt die Aktion „Abenteuer Bibliothek“ ins Leben gerufen. „Dabei besuchen uns sämtliche Klassen der Volksschule und wir vertiefen gemeinsam spielerisch das beim Büchereiführerschein erlernte Wissen rund um die Buchwelt“, so Petra Hauk. Einmal im Monat treffen sich auch die „Eggenburger Lesekids“. „Hier lesen wir gemeinsam mit ehrenamtlichen Lesepaten spannende Geschichten vor und basteln im Anschluss jahreszeitenrelevante kleine Mitbringsel.“

Im Sommer schließlich gibt es nicht nur ein Spielefest und selbst gestaltete Escape-Room-Spiele. „Wir fahren auch mit Sack und Pack ins örtliche Freibad und machen dort Lesungen“, erzählt die Büchereileiterin. „Leseförderung auf allen Ebenen ist uns ein großes Anliegen!“ Dazu passt auch die Lese- und Hörbuchecke, die selbst gebastelt, gezimmert und programmiert wurde: Kinder können hier mit Kopfhörern ein Hörbuch hören und gleichzeitig das Buch dazu mitlesen, ein Zugang aus der Forschung, der bei Leseproblemen hilft.

Bücher lesen in vier Bibliotheken

„Auf meine Initiative bieten wir unseren Leserinnen und Lesern seit einem Jahr übrigens ein ganz besonderes Service an“, freut sich Petra Hauk. „Mit einer Jahreskarte kann man gleich in vier Büchereien Medien leihen.“ Die Kooperation mit den Büchereien in Retz, Zellerndorf und Sigmundsherberg unter der Dachmarke „bibliotheken (4)“ samt der Einführung einer gemeinsamen Jahreskarte ist ein echter Gewinn für alle Leserinnen und Leser in der Region. Zum einen haben die Nutzer:innen nun Zugriff auf den kombinierten Medienbestand aller vier Büchereien – immerhin 40.000 Medien. Zum anderen sind die Ausleihe und Rückgabe von Medien in allen vier Standorten möglich. Und schließlich wird durch die Kooperation die regionale Zusammenarbeit gestärkt. Petra Hauk: „Eine Jahreskarte für vier Büchereien macht das Angebot noch attraktiver und erschwinglicher.“ Von der Barrierefreiheit bis zu neuen Technologien „Wir blicken mit Spannung in die Zukunft und haben einige klare Vorstellungen und Pläne, um weiterhin ein lebendiger und relevanter Ort für die Menschen in Eggenburg zu bleiben“, erzählt Petra Hauk. Dazu gehört zum einen der Ausbau des Regionalverbundes „bibliotheken (4)“. So soll nach der erfolgreichen Einführung der gemeinsamen Jahreskarte mit Retz, Zellerndorf und Sigmundsherberg die Kooperation weiter gefestigt und möglicherweise ausgebaut werden. „Wir wollen hier gemeinsame Veranstaltungen auf die Beine stellen und einen noch besser abgestimmten Medienbestand bieten“, sagt die Büchereileiterin. Zum anderen sollen die digitalen Angebote ausgebaut werden. Geplant ist etwa, die über „noe-book.at“ zugänglichen E-Medien besser zu bewerben und eine noch breitere Medienauswahl zu forcieren. Neue Technologien, wie die VR-Brille, sollen ebenfalls verstärkt angeboten und in das Veranstaltungsangebot integriert werden. In eine bessere Vernetzung mit der lokalen Gemeinschaft will die Stadtbücherei Eggenburg auch investieren. So plant man einerseits, die erfolgreichen Kooperationen mit Kindergärten und der Volksschule fortzusetzen, andererseits will man auf neue Partner wie Vereine oder Seniorenorganisationen zugehen. Keineswegs zuletzt ist Petra Hauk der Ausbau der barrierefreien Angebote und Räumlichkeiten ein wichtiges Anliegen: „Wir möchten allen Menschen den Zugang zur Bücherei ermöglichen!“

Aber natürlich gibt es bei allem Engagement auch Schwierigkeiten zu meistern. Die langfristige Sicherstellung der finanziellen Mittel ist für die Leiterin der Stadtbücherei Eggenburg eine ständige Herausforderung. Es gilt, die Unterstützung durch die Stadtgemeinde und das Land Niederösterreich zu sichern und gegebenenfalls neue Finanzierungsquellen zu erschließen. Das Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss ebenfalls weiterhin gewürdigt und unterstützt werden, um den Betrieb der Bücherei in diesem Umfang zu gewährleisten. „Die Gewinnung und Bindung von Ehrenamtlichen bleibt eine Aufgabe“, so Petra Hauk. Deutlich sichtbar ist jedenfalls, dass die Stadtbücherei Eggenburg eine klare Vision für die Zukunft hat, die auf Kooperation, Innovation und einer starken Verbindung zur lokalen Gemeinschaft basiert: „Trotz der bestehenden Herausforderungen ist das Team motiviert, die Bücherei weiterhin als einen lebendigen und wichtigen Ort des Wissens, der Kultur und der Begegnung in Eggenburg zu gestalten.“

Foto: (c) Petra Hauk