Waren einmal Revoluzzer

Veröffentlicht am 30.07.2021
Zynische Farce
Es ist tatsächlich wieder so ein Film, in dem Manuel Rubey als Musiker mit Gattin Julia Jentsch als erfolgreiche Richterin und den zwei Kindern in seiner Midlife Crisis sich die Frage stellt: war das schon alles? Wo man doch früher einmal ungestüm und, angeblich, revoltierend war. Ein alter Freund, dem es in Putins Russland nicht so gut geht, steht dann mit Frau und Kind vor der Tür. Die zwei befreundeten Wiener Paare, moderne urbane Enddreißiger, ergreifen also kurzentschlossen die Chance zu helfen: Endlich einmal nicht nur reden, sondern wirklich was tun. Doch was die Wiener als Abenteuer begreifen, bedroht rasch die alte Freundschaft und die Beziehungen zueinander. Vor allem weil Hilfe sehr unterschiedlich definiert werden kann, und auch, weil sich die Hilfsbedürftigen anders verhalten als die Helfenden das gerne hätten. Schonungslos entlarvt Johanna Moder die narzisstische Haltung vermeintlich engagierter Städter als zynische Farce, wenn es darum geht, anderen zu helfen.
Erich Klein
Waren einmal Revoluzzer
von Johanna Moder. Darsteller: Julia Jentsch, Manuel Rubey, Marcel Mohab, Aenne Schwarz, Lena Tronina, Tambet Tuisk. Wien: Falter 2021. 99 Min. € 14,99
ISBN 9783854397724