Zeman, Barbara - Beteigeuze
Veröffentlicht am 15.10.2024
Eindrucksvoller Roman um die Suche einer jungen Frau nach einer für sie akzeptablen Existenz.
Der außergewöhnliche Titel des Buches bezeichnet den Riesenstern Beteigeuze im Sternbild Orion, der um vieles größer ist als die Sonne. Er steht vor allem als eine Art Sinnbild für die Orientierungslosigkeit und Sehnsucht der Protagonistin in Barbara Zemans zweitem Roman. Die Exzentrikerin Theresa Neges, astronomisch durchaus interessiert, stößt zufällig auf ihn.
Theresa und ihr Freund Josef bewohnen eine kleine Wohnung (blau gestrichen) in einem grünen Haus in der Wiener Josefstadt. Die Beziehung ist vom Eigensinn der jungen Frau geprägt, in der auch Wera eine Nebenrolle spielt. Der Roman stellt das Psychogramm dar einer Frau, die keine Grenzen kennt und die ihre Medikamente nicht nimmt. Sie folgt durchaus lustvoll ihren Launen, fällt auf mit unerwarteten Kommentaren oder merkwürdigem Verhalten, durch das sie auch als Aushilfe in einem Café zunehmend untragbar wird. Sie befindet sich, das weiß sie, an einem Wendepunkt in ihrem Leben und setzt sich intensiv mit den Fragen nach der eigenen Identität und den Zwängen und Erwartungen ihrer Umgebung auseinander. Und sie weist immer mehr sehr deutliche Zeichen einer psychische Erkrankung auf.
Barbara Zeman beschreibt in ihrem zweiten Roman ruhig und lakonisch die Zerrissenheit der Protagonistin, schwankend zwischen Intimität und Einsamkeit, Realität und Fiktion und wirft Fragen auf nach Weiblichkeit, Selbstbestimmung und dem Platz des Ichs in der Welt. Die subtilen Verweise auf Mythologie und Literatur zeigen so nebenbei die Belesenheit der Autorin. „Beteigeuze“ ist ein eindrucksvoller Roman um die Suche einer jungen Frau nach einer für sie akzeptablen Existenz.
Franz Greger
Zeman, Barbara - Beteigeuze
Roman. München: dtv 2024. 304 S. - fest geb. : € 25,50 (DR) ISBN 978-3-423-28415-8